Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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und der Kachelofen mit eisernem Kasten schon viel Verbreitung ge- 
funden haben. Die Fenster sind nicht groß; in Neubauten allerdings 
größer, wie in älteren Häusern, aber doch bei Weitem nicht so groß 
wie die Fenster in den Städten des Hügel= und Niederlandes. Je 
weiter man gebirgsaufwärts kommt, um so bescheidener wird die 
Größe der Fenster, schon der Erhaltung der Zimmertemperatur wegen. 
Nur in den neuesten Neubauten findet man Fenster mit zwei großen, 
durchgehenden Fensterflügeln. Sonst herrscht das Fenster mit vier 
Flügeln, zwei kleineren oben, zwei größeren unten, oder was noch 
älter ist, vier gleich große Fensterflügel jeder zu zwei Scheiben. Die 
ältesten Fenster haben aber nur ein Schößchen, d. h. in der Mitte 
einen kleinen Fensterflügel oder ein kleines Schiebefenster, dessen 
Oeffnung gerade groß genug ist, um den Kopf herausstecken zu können. 
Vor Zeiten war diese Fensterconstruction die Allgemeine. Die Fenster 
des Erdgeschosses werden überall, schon der Temperatur und der 
Winde wegen, mit Außenläden geschlossen. Die Treppen der Häuser 
sind von Holz. 
Bei den Dächern herrschen in den Städten die Ziegeldächer vor, 
bez. die Schieferdächer. Die alten Schindeldächer verschwinden immer 
mehr, und nur noch im oberen Gebirge ist diese haltbare, warme und 
verhältnißmäßig billige Dachung noch zu finden. Bei den Ziegel- 
dächern sind die Pfannen nicht mehr in Gebrauch, einestheils weil 
sie theurer sind, anderntheils weil sie wegen ihrer größeren Schwere 
stärkerer Dachbalken bedürfen. Die vorherrschenden Biberschwänze 
lassen aber Wind und besonders Schnee durch, wenn sie nicht als 
Doppeldächer eingedeckt sind. Das beste Dach, nächst dem Schindel- 
dach ist das auf Bretverschalung eingedeckte Schieferdach von kleinem 
hellblauen Gebirgsschiefer. Die Dachrinnen sind im Gebirge von 
Holz und ragen über die dem Winde abgewendete Giebelseite weit 
vor. Die Essen sind durchgängig von hartgebrannten Ziegeln erbaut. 
Im Allgemeinen zeichnen sich die Neubauten durch Zweckmäßig- 
keit, Feuersicherheit und Dauerhaftigkeit aus. Wo sonst eine Hütte 
stand, erhebt sich jetzt ein steinernes Haus. Die moderne Baupolizei 
greift mit kräftiger Hand durch und verlangt im wohlverstandenen 
Interesse der Gesammtheit von dem Einzelnen Opfer, welche aller- 
dings vielleicht manchmal die schwachen Kräfte übersteigen. 
Dessen ungeachtet dürfen aber die Rücksichten auf den Einzelnen 
große, allgemeine, die Zukunft im Auge habende Gesichtspunkte nicht 
verrücken, und es steht bei allen Umbauten, wie Neubauten die Rück- 
sicht auf gesundheitsgemäße und dauerhafte Anlage des Ganzen und 
aller einzelnen Theile oben an. Dauerhaftigkeit, Wärme, Trockenheit, 
Feuersicherheit, Geräumigkeit und Zweckmäßigkeit aller einzelnen Räume,
	        
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