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13. Die Sprache im Erzgebirge.
Obgleich die große Masse der in das Erzgebirge eingedrungenen
Ansiedler der deutschen Sprachenfamilie angehörte, so bildeten sich doch
im Laufe der Zeiten verschiedene, durch Oertlichkeit, Zusammensetzung
der Ansiedlergruppe und etwaige Verschmelzung mit sorbenwendischen
Elementen hervorgerufene Dialektgruppen, von in einzelnen Fällen
selbst geringem Umfange aus. Die Ansiedler einzelner Thäler und
Thalstrecken waren lange Zeit hindurch auf sich selbst angewiesen, da
nur wenige Straßenzüge das Gebirge überschritten und noch weniger
die einzelnen Thäler mit einander verbanden. Hierdurch ward die
Verschmelzung der in einem einzelnen Thale seßhaften Ansiedler ver-
schiedener Abstammung und eine Lokalfärbung, auch der Sprache,
hervorgerufen.
Die Verschiedenheiten zwischen Ost und West sind unverkennbar;
doch ist es wohl nur dem Sprachforscher, welcher alle Einzelnheiten
vollkommen beherrscht, möglich, bestimmte Regeln aufzufinden, nach
welchen sich die mannigfachen Lautverschiebungen und Lautbildungen
vollzogen haben. Das Uebergewicht dieses oder jenes Volksstammes
läßt sich jetzt nicht mehr nachweisen. Im Laufe der Jahrhunderte
haben sich zahlreiche kleine Unterschiede abgeschliffen, aber auch eine
Reihe von Verschiedenheiten neu gebildet, so daß es nicht möglich
wird, die ursprüngliche sprachliche Grundlage nachzuweisen.
Der erste und bedeutendste Schriftsteller über das Erzgebirge,
M. Christian Lehmann, der in Bezug auf Ortsbeschreibung, Thier-
und Pflanzenleben, Sitten, Gebräuche und Erlebnisse der Gebirgs-
bewohner eine so reichhaltige Fülle von Thatsachen giebt, weiß von
den Bewohnern selbst, ihrer Abstammung und Sprache, wie von der
Besiedelung des Gebirges und deren Verlauf nichts zu erzählen. In
dem starken Quartbande, den, wie er sagt „treuherzige Gebirger ver-
hoffentlich mit bescheidenem Judicio aufnehmen“ — in welchem er
„die Gebirgischen Redensarten, als welche denen Einwohnern viel
geläufiger, öffters mit Fleiß behalten" —. . in dem ganzen Werke
ist an keiner Stelle von der Sprache der Bewohner und den Eigen-
thümlichkeiten derselben die Rede.
Die Sprache, sagt Mosch (S. 86 ff.) ist die deutsche; das ge-
meine Volk hat verschiedene Dialekte; am schwersten zu verstehen sind
die Dialekte des Erzgebirges um Johanngeorgenstadt, Eibenstock und
Schönhaide
Auch Schumann (IV, 560) bemerkt bezüglich der Sprachen:
„Nirgends klingt sie rauher und fremdartiger als im Obergebirge.
Uebrigens herrscht auch in dieser Mundart manche Verschiedenheit;