Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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bei Liebenau und Fürstenwalde ein, wo ein luftiges Nacht-Freilager 
den Truppen wenigstens einige Erholung gewähren sollte. 
Während auf der einen Seite das Arrieregardegefecht von Glas- 
hütte die Nähe und das Nachrücken der Franzosen bezeugte, dröhnte 
bis in die sinkende Nacht der dumpfe Kanonendonner aus der Teplitzer 
Ebene herauf und zeigte bedenklich an, welchen Gefahren man dort 
entgegengehe. 
General v. Kleist, der gegen 4 Uhr schon bei Fürstenwalde 
eingetroffen war, wurde von Stunde zu Stunde sorgenvoller. Alle 
Meldungen bestätigten, daß die Wege das Gebirge hinab von ver- 
fahrenem Troß vollständig gesperrt seien. Die unermeßlichen Wagen- 
kolonnen der Russen, Packwagen, zerbrochene Lafetten, Munitions= 
karren, Proviantwagen, Privat= und Stabsfuhrwerk war auf allen 
Straßen vollständig verfahren, so daß die Wege des Gebirges hinab, 
bei Graupen, am Geiersberge u. s. w. gänzlich gesperrt waren. 
Dem am Nachmittage vom König Friedrich Wilhelm III. ge- 
sendeten Grafen Schweinitz erklärte Kleist, es sei unmöglich, den 
Marsch fortzusetzen, ohne die Truppen vollständig zu ruiniren. 
In den Abendstunden traf Oberst Schöler, vom Kaiser Alexander 
aus Dux gesendet, im Hauptquartier des General v. Kleist ein, welcher 
durch ihn an König Friedrich Wilhelm III. berichtete: „Die Lage, 
in der ich mich befinde, ist verzweiflungsvoll ... ich habe mich ent- 
schlossen, am morgenden Tage auf Nollendorf zu marschiren und mich 
mit dem Degen in der Faust durchzuschlagen.“ 
General v. Kleist trat mit seinem Generalstabschef Oberstlieutenant 
Grolmann aus seinem Zimmer unter die versammelten Generale und 
Truppenführer und sprach den Entschluß aus, dem Feinde über 
Nollendorf in den Rücken zu gehen. 
Dieser Entschluß wurde von Allen mit Begeisterung aufgenommen, 
wenngleich sich Niemand über die Gefahr täuschte, der man ent- 
gegenging. 
Auf der neuen Straße von Pirna rückte Napoleon selbst mit 
den Garden heran, Gouvion St.-Cyr von Glashütte, Marmont von 
Falkenhain bei Altenberg, zwischen Beiden allem Vermuthen nach 
Marschall Victor, während auf der Straße von Dohna her andere 
französische Truppen folgten. 
So ungefähr war die Lage. Ein drohendes, schweres Gewitter 
zog sich über der Hauptarmee der Verbündeten zusammen; anders 
war es von dem gewaltigen Schlachtenlenker nicht zu erwarten. 
Daraus erhellt erst die Bedeutung des Entschlusses, welchen 
General v. Kleist faßte, der ganze Umfang todesbereiten Heldenmuthes, 
der in diesem Entschlusse lag.
	        
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