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Schneckenmühle werden die näher an einander tretenden Thalwände
wiederum reich von Felsklippen und Felsenblöcken durchbrochen. Im
Ganzen ist der über 8 km betragende Thalweg zu lang, um nicht
bei aller Schönheit der Einzelheiten eintönig zu erscheinen.
Am Zusammenstoße des Wolkengrundes und des Ziegenrück-
grundes liegt das kleine, freundliche Städtchen Liebstadt gabelförmig
in das Thal eingekeilt, von dem Schlosse Guguckstein hoch überragt.
Der Schreibgebrauch hat den alten, so überaus bezeichnenden Namen
in Kuckukstein umgewandelt. Es war eine der kleinen Grenzburgen,
deren Besatzung auf dem Ausguck lag, um feindliche Anfälle rechtzeitig
zu melden.
Die Burg, welche, wie schon bemerkt, um 940 gegründet wurde
und wahrscheinlich im elften Jahrhundert oder Anfang des zwölften
ihren vollständigen Ausbau erhalten hat, ist ein treffliches Beispiel
für die Anlage einer kleinen Burg, wenngleich spätere Um= und Ein-
bauten, sowie die Beseitigung aller alten Wendeltreppen den ursprüng-
lichen Zusammenhang der einzelnen Theile wesentlich gestört haben.
Man betritt die Burg von der Nordseite. Wo die schmale Brücke
über den zum großen Theile nicht mehr die ursprüngliche Tiefe be-
sitzenden Graben führt, war die Verbindung mittels einer schmalen
Zugbrücke herzustellen oder zu unterbrechen. Es ist bemerkenswerth,
daß diese Zugbrücke nur mit Einer Kette gehoben wurde, also sehr
schmal war und folgedessen nur von Fußgängern benutzt werden konnte.
Unmittelbar neben dem Eingange liegt der Hauptthurm der Burg,
der Bergfried, dessen Zugang, wie eine Rundung unmittelbar neben
dem Burgthore bezeugt, sehr hoch lag und durch eine hölzerne Wendel-
treppe erreicht wurde. Der Grundriß desselben gleicht dem Grundriß
des Hauptthurmes der Burg Weesenstein, es ist ein Quadrat mit vorn
angesetztem Halbkreis, so daß man wohl nicht unrecht hat, wenn man
ihre Erbauung als eine gleichzeitige bezeichnet. Dem starken Thurme
zunächst war das Eingangsthor durch Wehrgang und Thorvertheidigung
sicher gestellt. Auf der anderen Seite wurde die Vertheidigung des
Grabens von der nach rückwärts gekrümmten Umfassungsmauer mit
dem noch vorhandenen Wehrgange geführt. Dieser Wehrgang wird
irrthümlicher Weise „Mönchsgang“ genannt. Auf der Ostseite war
die Burg durch einen niedrigen viereckigen Thurm gedeckt; auf der
Südseite befand sich der Palas; in dessen unteren Räumen Küche und
Vorrathskammern. Im Hauptthurm sind drei mächtige gewölbte
Räume übereinander, und oberhalb derselben die sogenannte Kapelle,
in frühester Zeit wahrscheinlich der Hauptsaal der Burg. Dieselbe
gehörte bis 1402 den Burggrafen von Dohna, welche einen ihrer
Lehnsmannen hierher gesetzt hatten; 1413 belehnte Markgraf Wilhelm