Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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ist dem Freunde stiller Wanderung auf unwegsamer Thalstrecke, be- 
sonders im zeitigen Frühjahr, wo die Wasserfülle des Baches am 
mächtigsten wirkt, anzuempfehlen. Der Weg nach Liebenau beträgt 
etwa zwei Stunden. An einer von der Hofemühle etwa 25 Minuten 
entfernten Biegung des Müglitzthales, dessen reiche Felsen= und Wald- 
ausschmückung vielfach wechselt, sieht man hoch über der südlich gerichteten 
Chaussee einige Häuser von Rückenhain, während unweit derselben aus 
dunkler Waldschlucht ein kleiner Bach den kühnen Sprung in das 
Hauptthal wagt. Ein hübsches Bild! Von Rückenhain führt eine 
neue Straße ins Thal. Nahe derselben liegt in den Felsen „Wittich's 
Schloß", eine unbedeutende Höhle. Weiter aufwärts kommt aus einer 
zweiten engen Schlucht, welche, dicht bewaldet, bis gegen Dittersdorf 
hinaufreicht, der schmale, unbedeutende Dittersdorfer Bach, und auf 
der anderen Seite des scharf zugespitzten Felsenhornes aus kurzer, 
felsiger und bewaldeter Schlucht der dünne Kohlbach. Hier macht die 
Müglitz einen zweiten scharfen Bogen, wie sie kurz unter Wittich's 
Schloß den ersten nach Norden gewendeten gemacht hatte, in der 
Richtung nach Süd, in welchen hinaus eine hoch aufragende Felsen- 
klippe sich vorschiebt, bei Weitem größer und höher, wie die kleine 
anmuthige Felsenzacke, die weiter stromab nach Norden gerichtet war. 
Auf scharf ansteigendem Fußwege erreicht man die mit einem Wetter- 
schirm und Bänken gezierte Höhe, von der man einen herrlichen Blick 
in das Thal hat, und steigt sodann auf dem Königswege in weitem 
Bogen an grünem Hange, unter hoch aufragenden Felsen nach der Stadt 
Glashütte hinab. Von der Hofemühle bis Glashütte rechnet man 4 km. 
Die Stadt Glashütte liegt am Einflusse des Briesnitzbaches 
in die Müglitz, in dem von West nach Ost gerichteten unteren Theile 
dieses engen, von 70—80 m hohen Wänden eingeschlossenen Neben- 
thales, das kurz oberhalb der Stadt zum engen Waldbthale wird. 
Dasselbe steigt bis zu den 6 km entfernten Quellen des Briesnitz- 
baches 260 m. Ein Fahr= und Waldweg führt längs des Baches; 
der Besuch dieses Thales ist sehr anzuempfehlen. „Glashütte", sagt 
Schumann, den ja fast Alle abschreiben, die sich mit sächsischer Topo- 
graphie beschäftigen (Bd. 3, S. 135 ff.) „ist durch den Bergbau ent- 
standen, und Herzog Georg, welcher das Aufkommen desselben besonders 
zu fördern suchte, ertheilte dem Orte 1506 Berg= und Stadtrecht." 
Der Pirnaische Mönch schreibt: „Glasehütte in Meißen, da kam 1419 
Bergfahrt auf, Silbererz, wurden an hundert Häuser erbaut.“ Glas- 
erz ist ein dunkelgraues, metallglänzendes Silbererz (Schwefelsilber): 
Glaskopf ist faseriges Braun= oder Roth-Eisenerz. Man baute auf 
Eisenstein, hauptsächlich auf Glaskopf, auf Zinn= und Silbererze. Die 
daselbst angelegten Eisenhütten erhielten ihren Namen nach dem vor-
	        
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