— 202 —
feinsten Uhrenbestandtheile, wie z. B. die Zapfen der Triebe und der
sogenannten Unruhe, vermittelst eines durch die Hand bewegten kleinen
Schwungrades abdrehen zu lassen. Endlich vereinfachte er die Zu-
sammensetzung des Uhrwerkes und ließ alle einzelnen Theile auf das
Sorgfältigste, den theoretischen und mathematischen Bedingungen ent-
sprechend, anfertigen. Zur Herstellung der einzelnen Uhrtheile ließ
Lange sehr bald Lehren, Stanzen und Muster anfertigen, um voll-
ständige Gleichmäßigkeit zu erzielen und das Ineinandergreifen, sowie
die Verbindung derselben auf das Genaueste zu bestimmen. Die voll-
ständigste Arbeitstheilung wurde durchgeführt. Wenn auch die Schüler
die Herstellung aller einzelnen Theile der Uhren kennen lernten, so
wurden sie doch hauptsächlich für die Anfertigung einzelner Theile
ausgebildet. Auf der gleichmäßigsten Anfertigung der einzelnen Theile
beruht die hervorragende Leistung im Ganzen. Gegenwärtig werden
neue Schüler nur für die Anfertigung einzelner Theile ausgebildet.
Lange veranlaßte schon seine ersten Schüler zur Gründung eigner,
kleiner Werkstätten, in welchen dieselben wiederum neue Kräfte an-
lernten. Diese in der Stadt Glashütte zerstreuten Werkstätten bilden
noch heute den eigentlichen Stamm der Fabrik. Nächstdem veranlaßte
Lange die bedeutendsten seiner Schüler selbständige Werkstätten für
die ganze Uhrenfabrikation anzulegen. So entstanden die Fabriken
von Großmann, Schneider und Aßmann; später wurden noch von
Jentzsch, von Straßer und Rhode Fabriken von Uhren, Rechen-
maschinen, Meßinstrumenten, von Kreyßig und Lindig Fabriken von
Maschinen für Uhrmacher u. s. w. gegründet.
„Auf schwerem und arbeitsvollem Wege“, sagt Bruhns, „hat
Lange durch seine Geschicklichkeit und sein wissenschaftliches Streben
und Ringen seinen deutschen Uhren nach und nach eine solche Voll-
kommenheit gegeben, daß diese sich nicht blos den besten ausländischen
Uhren ebenbürtig an die Seite stellen können, sondern daß die
Lange'schen Verbesserungen vielfach im Auslande als mustergiltig an-
erkannt und nachgeahmt werden.“ Diese deutschen Uhren genießen
einen Weltruf und finden immer mehr Anerkennung, je mehr die
Vortrefflichkeit des heimischen Produktes in Bezug auf Solidität, Zu-
verlässigkeit und äußere Eleganz bekannt wird.
Die Bewohner von Glashütte, deren Wohlthäter Lange geworden,
hingen mit unbegrenztem Vertrauen an ihm, der 18 Jahre lang als
Bürgermeister an der Spitze der städkischen Verwaltung stand. Wenig
über 60 Jahre alt wurde er 1875 aus einem segensreichen Leben
abgerufen. In der Geschichte der deutschen Industrie wird seinem
Namen jederzeit eine hervorragende Stelle bleiben! Mit dem Eintritte
der Söhne in das Lange'sche Geschäft, welche die nachstehenden Mit-