Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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theilungen mit der freundlichsten Bereitwilligkeit zur Verfügung stellten, 
gewann dasselbe eine größere Ausdehnung. Im Parterre des neu- 
erbauten Geschäftshauses befindet sich eine mechanische Werkstätte und 
die Gehäusefabrik, in welcher die in den verschiedensten Formen und 
Ausschmückungen gefertigten Gehäuse in Gold und Silber ausgeführt 
werden. Die Gold= oder Silberstange wird in einem eigenen Miniatur- 
walzwerke gestreckt, entsprechend profilirt, gewunden, getheilt, gelöthet, 
abgedreht, polirt. Sodann werden die Decken und Zwischendecken ge- 
fertigt, die einzelnen Theile fertig gemacht und zusammengestellt. 
Vermittelst der Gravir= und Guillochirmaschinen, bez. aus freier Hand, 
werden Verzierungen, Monogramme u. s. w. auf den Gehäusedeckeln 
angebracht. Bei außerordentlichen Ausschmückungen ist Prof. C. Graff, 
Direktor der Kunstgewerbeschule in Dresden, betheiligt. In den 
oberen Räumen des Fabrikhauses erfolgt die Zusammensetzung, Voll- 
endung und Regulirung der Uhren. 
Die einzelnen Theile einer jeden Uhr, welche in gewissen Posten 
von den betreffenden Hausarbeitern fertig abgeliefert werden, nachdem 
sie in dessen Werkstatt alle die einzelnen Stadien von Vorarbeit, 
Schmieden, Pressen, Richten, Halb= und Ganzfertigmachen durchlaufen 
haben, werden Stück für Stück noch einmal sorgfältig geprüft und 
von den zu diesem Zwecke besonders geübten Arbeitern in der an- 
gemessenen Reihenfolge zum Ganzen zusammengestellt. Die in Rad, 
Gang und Trieb mathematisch genau construirten Werke werden nur 
vom besten Material gefertigt. Die Herren Lange und Söhne bemerken 
selbst: „Die Stellung für das Aufziehen am Federhaus und das Ge- 
sperre sind dauerhaft und sicher, da sich der Sperrkegel nicht gegen 
die Schraube, sondern gegen die Platte stützt. Beim Aufziehen schiebt 
sich der Sperrkegel vor und zurück, damit die Zugfeder niemals die 
höchste Spannung behält. Das Federhaus läßt sich leicht aus der 
Uhr herausnehmen, ohne dieselbe zu zerlegen. Das Einsetzen neuer 
Federn ist daher wesentlich erleichtert. Die Einrichtung zum Stellen 
der Zeiger bringt die Eingriffe stets wieder in volle Ordnung. Der 
Aufzugstrieb hat einen starken Kern: die Zähne können daher nicht 
brechen. Die sehr starken Zähne der ersten Räder und Triebe haben 
keinen scharfeckigen, sondern vollen Grund: sie können sich also selbst 
beim Springen der Zugfeder weder verbiegen, noch brechen. — Das 
Gangrad ist von Gold, damit die Zähne ihre genaue Form behalten 
und damit das Oel nicht verdirbt. Der Anker hat Rubinhebeflächen 
und ist aus federhartem Golde gefertigt: dadurch ist Rosten und 
Magnetischwerden vermieden. Die Compensationsunruhe ist aus Stahl 
und Messing, ihre Gewichts= und Regulirschrauben aber der Schwere 
wegen von Gold. Die Schraubenlöcher der Regulirschrauben sind auf-
	        
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