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Rückgang der Fabrikation; fast ein Viertel, zum Theil sogar ein
Drittel des Productionsumfanges der vorhergehenden Jahre. Dagegen
steigerte sich der Umsatz in Präcisionspendeluhren, mechanischen
Apparaten, Meßinstrumenten u. s. w. Es läßt sich jedoch voraus-
setzen, daß der Schutz, welchen die Erhöhung des Eingangszolles der
deutschen Uhrenindustrie bringen soll, sich schon im Laufe der nächsten
Jahre wirksam erweisen wird.
„Lange's Name“, schließt Bruhns, „glänzt in seiner fröhlich
erblühten Schöpfung fort.“ — Schon aus dem Wohlstande des
Städtchens erkennt man den Umschwung. Man schätzt die Zahl der
Arbeiter auf 250 bis 300 und rühmt das Verhältniß zwischen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber als ein jederzeit ungetrübtes und herz-
liches, dessen wohltl-#uender Grundton der eingeführten Hausindustrie
mit ihren eigenen kleinen Werkstätten und dem hiermit verbundenen
persönlichen Interesse und Gewinnantheil ebenso zugeschrieben werden
muß, wie der wohlwollenden und das Interesse des Einzelnen wie
des Ganzen nicht aus dem Auge verlierenden Fürsorge und Verhalten
der Fabrikanten. Eins aber spricht sich gerade hier, im Gedeihen
und Emporblühen der Glashütter Uhrenindustrie, als eine beherzigens-
werthe Lehre für alle Arten von Fabrikationen und Fabrikations-
zweigen aus: der unwiderlegliche Grundsatz, daß in allen Industrien
das sorgfältig, gewissenhaft und gleichmäßig in hervorragender Qualität
angefertigte Product trotz aller Schwierigkeiten, die ihm entgegengestellt
werden, dennoch seinen Platz auf dem Weltmarkte erobert, und ihn
sicher auch behauptet, wenn die Producte dieser Industrie gewissenhaft
auf dem hohen Standpunkte erhalten werden! — Die gute Arbeit
sichert dem guten Arbeiter dauernd seinen auskömmlichen Lohn; die
unsolide Arbeit verdirbt Alles, Absatz, Absatzgebiet, Arbeitslohn und
Arbeiter. Vielleicht kann sie eine kurze Zeit lang den Händler be-
reichern, aber nur unter der Gefahr, eine ganze Arbeiterbevölkerung
physisch und moralisch zu vernichten. Es war ein großer, tiefgreifender
Gedanke Lange's, nur die Güte, Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Ge-
wissenhaftigkeit der Arbeit obenan zu stellen.
Die Uhrmacherschule.
Ein Lieblingswunsch Lange's, die Errichtung einer allgemeinen
deutschen Uhrmacherschule, ging erst nach seinem Tode in
Erfüllung. Dem Verband der deutschen Uhrmacher legten 1876 zu
Harzburg schon die Uhrenfabrikanten Herr M. Großmann und Herr
R. Lange aus Glashütte einen vollständigen Entwurf für die Er-
richtung der Schule vor. Das Jahr darauf besuchte Uhrenfabrikant
M. Großmann im Einverständniß mit dem königl. sächs. Ministerium