Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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ein Fahrweg mit Mauereinfassung nach dem niederen Schloßhofe, wo 
die alten Grundmauern eines viereckigen Thurmes noch auf die 
zwischen diesem und der Hochburg einst vorhandene zweite Thor- 
befestigung hinweist. Auch die Ueberreste eines Rundthurmes stehen 
an der Umfassung. 
Südlich des quer eingebauten Amthauses lag in dem jetzt dort 
angelegten Garten die untere Burg, von welcher nur noch die Um— 
fassungen mit ihrem kreisförmigen Zwingervorsprunge, sowie die Grund- 
mauern eines freistehenden Rundthurmes zu erkennen sind. 
Nördlich des vor dem Amtshause befindlichen alten Hofes erhob 
sich die Hochburg, deren noch thurmhohe Mauerüberreste einen ge- 
waltigen Eindruck machen. Ueber die Anordnung der einzelnen Ge- 
bäude läßt sich Nichts sagen; doch deutet der runde Thurmvorsprung 
im Norden der Burg auf einen ähnlichen Bau, wie er in Weesenstein 
und Kuckukstein noch vorhanden ist, und dafür zeugt, daß auch diese 
Burg im Anfange des 12. Jahrhunderts errichtet wurde, wenngleich 
sie 1330 von einem anderen Timo von Colditz wesentlich vergrößert 
worden ist. 
Auf einem südlich von der Burg gelegenen Bergvorsprunge, der 
Wilhelmshöhe, hat man eine treffliche Aussicht über den Tep- 
litzer Thalkessel. 
Etwa 10 Minuten von Graupen liegt das Kloster Maria- 
schein. Im Jahre 1442 wurde hier, an einem zur Burg Graupen 
gehörenden Vorwerke „Scheune“, wo das Gnadenbild Maria mit 
Christus nach der Kreuzabnahme aufgefunden worden war, eine 
Kapelle errichtet und 1584 das Kloster gegründet. Die reich aus- 
gestattete Kirche wird von einem Kreuzgange umschlossen; im Vorhof 
befindet sich der „Wunderbrunnen“, auf dem Platze vor der Kirche 
der „Freßbrunnen“. 
Dort, wo die Kirche von Mariaschein steht, waren am 16. Juli 
1426 nach der Schlacht auf der Bihana, wo die Flucht der ge- 
schlagenen Deutschen mit der großen Masse nach Graupen und dem 
Passe des Mückenberges ging, Tausende von Kämpfern, und darunter 
über dreihundert Ritter erschlagen worden. Hier wurde in den nächsten 
Jahren ein kleiner Altar der „Elenden Maria“ errichtet. Hieran 
knüpft die Sage von dem Marienbilde. 
Der Pirnaische Mönch schreibt: „1426 Sonntags vor Johannis 
„Baptiste hielten die Behmen mit den Meisern und ihrem Anhange 
„eine mechtige Feltschlacht, nicht ferr von danne, do die Meissner durch 
„Vorreitrunge ihrer Hauptleute darnyder logen, was oberschwängliche 
„Hicze und groß stowb die Behme rukten vil der Meisner reisigen 
„mit ihren eisern Howke von iren Gawle außerhalb ihrer Wanburk.“
	        
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