Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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als Zinnstein, einem Zinnoxyd (Kassiterit) in Stockwerken und Gängen 
oder als Zinngraupe, in größeren oder kleineren ziemlich reichhaltigen 
Stücken, welche aus der Zertrümmerung des Zinnsteines stammen, in 
Geschieben und Ablagerungen. 
Erst nachdem die reichen Wäschen nahezu abgebaut waren, ging 
man zum Bergbau auf Zinn über; denn die Seifen aller Metalle 
sind reicher als die Lagerstätten, von denen sie herrühren. 
Das Waschzinn ist das reinste; das Bergzinn ist weniger rein. 
Zwischen 1153 und 1173 wurden die Zinnerze und Zwitter 
bei Graupen fündig und bergmännisch abgebaut.'!) Die Graupner 
Seifen sind entschieden sehr reich gewesen, da der Steilabfall des Ge- 
birges die Seifenbildung außerordentlich begünstigte. An einzelnen 
Stellen, wie bei St. Prokop, sind die Umrisse alter Wäschhalden noch 
zu erkennen, obgleich die spätere Bebauung die Mehrzahl derselben 
vollständig verwischt hat. 
Auf dem Nordabhange des Gebirges mögen gleichzeitig, oder 
kurz darauf ebenfalls Zinnseifenwerke entstanden sein, welche zum An- 
bau der Orte Fürstenau und Fürstenwalde, vielleicht auch Löbenhain 
und weiter abwärts Glashütte Veranlassung gegeben haben. Der 
Bergbau auf Zinn muß in dieser Gegend aber auch schon um 1200 
in Angriff genommen worden sein, da er 1241 „sehr bedeutend“ 
genannt wird. 
Auch weiter nach Westen hin entstanden schon frühzeitig Seifen- 
werke. So z. B. bei Seiffen, bei Eibenstock, Platten, Hengsterben, 
Abertham, Gottesgabe, bei Buchholz, bei Herrmannsdorf, Hirschenstand, 
Sauersack, Frühbuß, Trinkseifen, Neuhammer u. s. w. „Bei Mannes 
„Gedenken haben die Seifen von Hengs, Erbesdorf und Geier treff- 
„lichen Ertrag gegeben, auch Neudeck, Platten, Bäringen und Schwarz= 
„wasser."“ 
An vielen Stellen der früher ebenen Thalboden trifft man hohe 
Schutt-, Geröll= und Kießhalden (Raithalden) als Anzeichen von in 
der Vorzeit betriebenen Seifenwerken. 
Auch in der Gegend von Neustädtel bei Schneeberg sind früh- 
zeitig Seifenwerke betrieben worden; sicher in der zweiten Hälfte des 
14. Jahrhunderts, vielleicht sogar früher. Der Filzteich ist zum 
großen Theile auf ehemaligen Seifenwerken angelegt und in der 
Richtung auf die Fundgrube Schwalbenschwanz sind zwischen dem 
Ficzteiche und dieser noch jetzt die Spuren früherer Seifen zu er- 
ennen. 
  
*) E. Reyher, das Zinn, eine geologisch-montanistisch-historische Mono- 
graphie. Berlin, Reimer 1881. Dr. H. Hallwich, Geschichte der Bergstadt 
Graupen. Prag, Credner, 1868.
	        
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