Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Graupener Bergwerks ein trübseliger. Ende des 17. trieben kaum 
noch drei Bürger Bergbau. 1694 nahmen aber 48 städtische Ge- 
werke denselben wieder auf, und steigerten ihn bis anfang des 18. 
Jahrhunderts. Um Mitte desselben bestanden auf Graupener Revier 
sechs Zinnschmelzhütten, vier im Müglitzthale, zwei unterhalb der 
Stadt. Die Zinngewinnung betrug 1100 bis 1200 Centner Zinn. 
Um 1800 bestanden noch 11 Pochwerke und 3 Hütten; die Zinn- 
gewinnung war aber schon auf 400 Centner und um 1850 auf etwa 
200 Centner gesunken. 
In Altenberg wurden anfang des 16. Jahrhunderts jährlich 
3500 Centner Zinn gewonnen; 1545 fand jedoch der erste Einbruch 
der durch Feuersetzen entstandenen, weiten Aushöhlungen statt, 1578 
der zweite, welcher schon zu Tage ausging, und 1620 der dritte und 
größte Bruch. „Da ist unser liebes Bergwerk alles in einen Haufen 
gegangen" schreibt der Chronist. 1653 brach endlich der 1553 an- 
gelegte tiefe Stollen zusammen, so daß erst 1662 der Betrieb wieder 
in Gang kam. Aus dem Bau auf Strecken und Weitungen wurde 
nunmehr der Bau auf dem Bruuch, eine gefahrvolle Arbeit, da es galt, 
das lockere, leicht in Bewegung kommende, zusammenstürzende und 
vorrückende Material zu gewinnen. 
Zur einheitlichen Leitung und Ausführung des Abbaues hatten 
sich schon 1564 neunzig Zechen zur Zwitterstocks-Gewerkschaft ver- 
einigt, und außer der 1554 angelegten neuen großen Wasserkunst 1566 
eine zweite angelegt; im Ganzen war aber der Ertrag mäßig, etwa 
jährlich 2000 Centner, und da das Feuersetzen die vorherrschende 
Gewinnungsart blieb, der Zusammenbruch der weiten Höhlungen er- 
klärlich, welchem verschiedene kleinere Nachbrüche folgten. Seit dem 
Zusammenbruche wird nur unter der Stollensohle gebaut. Man 
treibt Strecken in das zertrümmerte Gestein. 
Die Aufbereitung erfolgt in den nach alter Art gebauten Poch- 
werken mit etwa 900 Pochstempeln; doch liegt ein Mangel in der 
völlig getrennten Zugutemachung der Zwitter (Zinnerze), da die Gruben 
selbst pochen und schmelzen, während es zweckmäßiger sein würde, 
allgemeine Zinnschmelzanstalten zu errichten. Anstatt der kleinen 
„Altenberger“ Oefen sollten Großöfen benutzt werden. Die Reinigung 
des geschmolzenen Zinnes erfolgt auf den Pauschheerden; doch arbeiten 
fast alle bestehenden Zinnbergwerke seit längerer Zeit mit Verlust. 
Der Zinnwalder Bergbau gab Mitte des 16. Jahrhunderts 
die größte Ausbeute, fiel im 17. und nach kurzem Steigen im 18. 
Jahrhundert wieder, im 19. immer mehr. Hier, wie auch an anderen 
Orten wurde lange Zeit nur gebaut, um die Privilegien, vor Allem 
die Befreiung der Bergleute vom Militärdienste aufrecht zu erhalten.
	        
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