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30. Die wilde Weißeritz Tharandt. Höckendorf.
Am Eingange des nach West gerichteten Thales der wilden
Weißeritz liegt das Vorwerk Heilsberg mit seinem niedlichen Park
und auf dem nach Ost gerichteten Vorsprunge des „Weinberges“ von
Somsdorf eine Anzahl neuer, freundlicher Häuschen in verschiedenen
Absätzen und reichem Baum- und Rebenschmuck. Der grüne Wiesen—
grund, die herrlich mit Buchen und Birken, zum Theil auch mit
Fichten bewachsenen Abhänge, die schroffen Formen derselben und
die lebhafte Belebung vereinigen sich, um ein farbenreiches, frisches
Bild zu geben. Von Hainsberg bis Tharandt sind etwa 3 km.“)
An dem Zusammenstoß des von Norden herabkommenden
Schloditzbaches mit seinen zwei in nächster Nähe ihn erreichenden
Zuflüssen, dem von Hintergersdorf in weit nach Norden gebauchtem
Bogen in steil berandeter Schlucht herfließenden Todtenbache und
dem in fast eben so tief eingerissenem, aber weniger gekrümmtem Laufe
zu ihm stoßenden Zeisigbache, ragt der nach Nordost gerichtete Felsen-
vorsprung des Tharandter Burgberges weit in den von den felsigen
Abhängen des Großopitzer Schlafberges, der Somedorfer Höhe und
der Ausläufer des Buchenberges gebildeten Thalkessel hinein. Mitten
innerhalb der bis zu 150 und 160 m ansteigenden Abhänge und
Höhen ist die Felsenklippe, auf welcher die Burg Tharandt vor Zeiten
gegründet wurde, 30 bis 35 m über der Thalsohle, alle drei Haupt-
thäler beherrschend.
Auch Tharandt ist allem Vermuthen nach als eine mark-
gräfliche Grenzburg gegen Ende des 10. Jahrhunderts errichtet worden,
wenngleich dieses „gute und achtbare Schloß", wie es von einigen
mittelalterlichen Geschichtsschreibern genannt wird, überhaupt erst 1190
erwähnt wird, wo eine Feuersbrunst dasselbe zerstörte. Der nach
diesem Brande aufgeführte Neubau der Burg muß ein sehr stattlicher
gewesen sein, wie man nach der Ausdehnung ihrer Umfassungen noch
heute erkennen kann. Aber es ist sehr schwierig, sich von der Lage
der einzelnen Bestandtheile derselben noch Rechenschaft zu geben, da
die Trümmer der Burg größtentheils zum Aufbau von Häusern u. s. w.
gedient haben, und einzelne Grundlinien kaum noch nachzuweisen sind.
1780 war die Ruine und ihre Umgebung noch eine verödete Wildniß.
Man verschüttete die Gewölbe, trug viele Mauern ab und ebnete das
*) J. S. Göbel, die Ruinen von Tharandt. Ein Beitrag zur Kunde
der Vorzeit. Dresden. Gerlach. 1795.
F. Schlenkert, Tharandt. Ein historisch-romantisches Gemälde (mit
4 Kupfern). Dresden. Gerlach. 1804.
Fr. Brosey, Führer für Tharandt und Umgegend. Tharandt 1880.