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Ueberall liegt aber Schutt; ganze Mauerstücke sind niedergebrochen,
wie Felsblöcke von steinhartem Mörtel zusammengehalten; aber man
sieht auch, daß das Mauerwerk der alten Burg als Steinbruch be-
nutzt und als Baumaterial weggefahren wird. Die Burg wurde
durch die Hussiten zerstört.
Um eine Ansicht des Erzgebirges von der Südseite zu gewinnen,
ist der Besuch des in der Luftlinie 15 km vom Wieselsteine entfernten
Brüxer Schloßberges zu empfehlen. Es ist derselbe aller-
dings nicht ganz bequem zu erreichen, da Brüx von Osseg 12, von
Ober-Leutensdorf 8 km entfernt ist. Nun ist aber der Nachmittag
überhaupt auch nur die geeignete Zeit, um eine Ansicht des Erzge-
birges von einem südlich gelegenen Punkte zu gewinnen, und besonders
die Zeit zwischen 4 und 6 Uhr. Man kann hier gerade die Eisen-
bahn zwei Mal benutzen. Fährt man z. B., wenn der Fahrplan
nicht inzwischen geändert ist, 1,49 Nachm. von Station Osseg-Riesen-
burg, so ist man 2,24 in Brix, besucht die Stadt und den Schloß-
berg, auf welchem man bis 5,20 verweilen kann, um rechtzeitig noch
auf Station Ober-Leutensdorf der Bodenbacher Bahn in den Zug
7,58 einzusteigen und 8,16 in Station Osseg anzukommen.
Brüyx ist eine der ältesten, deutschen Städte Böhmens. Ueber-
reste der früheren starken Befestigungen sind noch vielfach zu erkennen.
Bemerkenswerth die 1517 von Benesch von Laun erbaute Stadt-
kirche, 73 m lang, 37 m breit, 24 m hoch (im Innern). Die nach
Innen liegenden Strebepfeiler sind durchbrochen, so daß man auf der
Empore herumgehen kann; die Kirche ist dreischiffig. Das Gewölbe
wird von 16 Pfeilern getragen. Die zwei Wendeltreppen zu den
Emporen, eine einfache und eine doppelte, sind freitragend; die Dar-
stellungen an den Brüstungen der Emporen stammen aus der Bauzeit.
Die Brüxer Stadtkirche gehört ihrer ganzen Ausführung und Anlage
nach zur Gruppe der großen erzgebirgischen Kirchenbauten.
Die Burg auf dem Schloßberge wurde 1651 von den Bürgern
von Brüx, ihren Besitzern, vollständig zerstört. Ueber die Anlage
dieser großen Burg, deren Umfang noch durch den ringsum reichenden
Wallgraben bezeichnet wird, läßt sich nicht das Geringste sagen; nur
Trümmerhaufen und zusammenhangslose Mauerstücke sind noch vor-
handen.
Einzig schön ist an einem hellen Nachmittage die Aussicht nach
dem Erzgebirge. Im Westen, über dem Durchbruche der Eger, er-
hebt sich der gewaltige Keilberg, vor ihm der Kupferhügel, sodann
der Fichtelberg, der Spitzberg, der Haßberg (genau in West), der
Bärenalleeberg, der Beerhübel, und nunmehr in nächster Nähe der
Tannigberg, der gewaltige Bärensteinberg, der Wolkenhübel, der Farben-
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