— 274 —
hübel und genau im Norden über dem Hohen Schußberg hoch auf-
ragend der Wieselstein. Sodann Wolfsberg, Dreiherrenstein, Stürmer,
Bornhauberg mit allen ihren Steilabsätzen und tief eingerissenen Thal-
schrunden, Schluchten und Absätzen, Vorterrassen und kulissenförmigen
Verschiebungen; weiter nach Osten die Höhen von Zinnwald, das
Mückenthürmchen, die Nollendorfer Kirche.
Die Ost-Mulde. Nossen. Altenzella.
Etwa 50 m über der Thalsohle, auf steilem, felsigen, nach Ost
vorgestrecktem Felsvorsprunge liegt, das Schloß Nossen. Der Name
„Nuzzin“, wie es urkundlich 1185 erwähnt wird, ist bezeichnend;
Nolz — Nase, Bergvorsprung, Ecke — denn an dieser Ecke war die
Südgrenze des slavischen Landes Dalamince.
Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet, wurde 1315 die Burg
und das Städtchen Nossen durch Witigo II. Bischof von Meißen
von den Herren von Auzzin erkauft und dieser erbaute auf der öst-
lichen Bergkante ein neues Schloß; die Dechantei (jetzt Strafanstalt).
Es ist nicht leicht sich eine Vorstellung von der ursprünglichen Burg-
anlage zu machen, da zahlreichere neuere Bauten aneinander gereiht,
vielfach verändert und umgebaut, die Uebersicht erschweren. Die Ge-
sammtanlage der großen und ausgedehnten Burg bildet ein Trapez,
dessen beide längere Seiten nach Nord und nach Süd gerichtet sind,
die kürzeste nach Ost, die etwas breitere nach West. An das kleine,
alte Hauptgebäude der Burg reihen sich die verschiedenen übrigen
Bauten der Nord= und Westseite an. Bischof Thimo von Meißen
verpfändete die Burg und Bischof Johann IV. verkaufte sie an das
reiche Kloster Alten-Zella (1437) und obgleich Kaiser Friedrich III.
Nossen 1483 als Reichslehen erklärte, sielen Burg und Stadt mit
dem Kloster bei der Säcularisation an das Kurhaus Sachsen. Kur-
fürst August ließ 1554 die Burg wieder herstellen. Der nach der
Stadt gerichtete, quer über den Bergriegel erbaute, schloßähnliche
Flügel mit seinen drei starken Rundthürmen, ein stattlicher Bau,
welcher jedenfalls diesem Umbau seine gegenwärtige Gestalt verdankt,
erinnert in seinen Grundlinien an den fast gleichzeitigen Neubau auf
Burg Lauenstein; nur daß der Kurfürst reicher baute, wie der Vasall.
Bei den 1630, 1667 und 1670 vorgenommenen Umbauten ist der
Charakter der Burg vollständig verändert worden; das Ganze aber
hat in seiner äußeren Gestalt auf keinen Fall gewonnen. Einen
stattlichen Anblick gewährt das Schloß hauptsächlich von der West-