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der anstoßenden Kapellen, mit zwei noch in den Grundmauern er-
kennbaren halbrunden Nischen. Ihr gegenüber auf der Nordseite der
Kirche eine kleinere Kapelle, an welche das Gebäude mit dem Capitel-
saal sich anschloß, wie an die Mauern der sogenannten Truchseß-
Kapelle das Winter-Refectorium, an welche Gebäude sich nördlich das
Sommer-Refectorium anschloß.
Um den durch diese Gebäude gebildeten quadratischen Hof führte
der Kreuzgang, an welchem die 1472 gestiftete, ebenfalls in ihren
Grundmauern noch erkennbare Gerhardskapelle (die neue Kapelle im
Kreuzgange) stand. Die Ostseite dieses Vierecks wurde von der schon
genannten kleineren Kapelle, dem großen Capitelsaal und einer größeren
Kapelle gebildet. Der Capitelsaal hatte einen Fußboden aus Thon-
mosaikplatten, zwei runde Säulen von Rochlitzer Sandstein trugen
die Decke. Die nördlich von demselben befindliche Kapelle hatte ein
hohes Chor, welches durch drei hohe gothische Fenster Licht erhielt.
Die Decke war gewölbt. In den bunten Mosaikfußboden waren drei
Grabsteine eingelassen. Auf der Nordseite des Kreuzganges stand
das Sommer-Refectorium, in welchem sich unten die Küche, darüber
der Speisesaal befand. Die Westseite bildete das jetzt noch stehende
Winter-Refectorium. In den mit schönen Gewölben aus der ersten
Zeit des Klosters geschlossenen Parterreräumen befand sich die Bi-
bliothek, darüber ein großer Saal mit hölzerner Decke, welche von
starken doppelten Balken getragen wurde, welcher entweder als Speise-
saal (coenaculum) oder als Sprechsaal (conventus) benutzt wurde.
Nach den Fenstergewänden stammt dieses Gebäude aus der Mitte des
13. Jahrhunderts; vielleicht hat es erst später die gegenwärtige Gestalt
erhalten. Jetzt ist es ein Wirthschaftsgebäude des Kammergutes; im
Parterre befindet sich der Kuhstall; in den oberen Räumen sind Schütt-
böden. Zwischen, dem Sommer= und dem Winter-Refectorium füllte
der Schlafsaal (dormitorium) die Ecke des viereckigen Gebäude-
complexes.
Von zahlreichen, außerhalb und innerhalb der Hauptgebäude
befindlichen Kapellen läßt sich die Stelle nicht mehr angeben. Die
1357 geweihte Lazarus-Kapelle wird wahrscheinlich durch das Trümmer--
sechseck bezeichnet, welches auf dem Klosterkirchhofe sich südlich der
Michaelis-Kapelle befindet. In der Regel wird dieselbe als die Be-
gräbnißkapelle der Burggrafen von Dohna genannt. Ueber die 1198
geweihte Kapelle der h. Maria Magdalena im Siechenhause, die
Simon= und Juda-Kapelle (1280 geweiht), die Allerheiligen-Kapelle
im neuen Siechenhause, die 1443 geweihte neue Fürstenkapelle, die
Kapelle der Burggrafen von Meißen und von Dohna und der von
Heinitz läßt sich gar nichts angeben. Im Capitelhause befand sich