Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Der Domherrenhof (die Thumerei), am Untermarkte, wahrschein- 
lich um 1480 erbaut, ist wegen der Sternkeilgewölbe des Erdgeschosses 
und des großen Saales, dessen Gewölbe auf einem Mittelpfeiler 
ruhen, sehenswerth. (Steche, Heft III. S. 72.) 
Hier befand sich das alte Gymnasium, welches 1515 als lateinische 
Schule gegründet, 1537 unter Rektor Rivius die erste evangelisch- 
lutherische Hochschule Sachsens wurde. Die Verlegung derselben in 
das neue Gymnasium Albertinum erfolgte 1875. 
Gegenüber dem Domherrenhofe liegt der Dom, die einstige 
Marien= oder Pfarrkirche zu „Unserer lieben Frauen“. Wahr- 
scheinlich gegen 1200 gegründet, wie einzelne Ueberreste bezeugen, 
aber nach den Bränden von 1386 und 1471 wesentlich verändert 
wieder aufgebaut. Ulrich Groß sagt: „Anno 1480 den 19. Sep- 
tember ward die schöne und herrliche Thumb und Kirche mit so ein 
kunstreichen Predigt, Taufstein, Porkirchen und schönen Bildnussen 
über die Masse geziehrt, welchen der hochlöbliche Fürst Herzog Albrecht 
zu Sachsen mit großen Kosten stadtlich erbawet."“ 
Nach den Mittheilungen des Hr. Baurathes Dr. O. Mothes, 
des Wiederherstellers der Annaberger und Zwickauer Hauptkirche, ist 
der Freiberger Dom von Meister Tolkewalt, welcher der sächsischen 
Bauhütte angehörte, unter theilweiser Benutzung eines älteren Baues 
in den Jahren 1480 bis etwa 1520 aus einer Marienkirche um- 
gestaltet worden. Die 1480 zum Dom geweihte Kirche brannte schon 
1484 nieder und der 1512 von Neuem geweihte Dom wurde erst 
1520 vollendet. Schon im Jahre 1539 wurde die Reformation 
eingeführt. 
Die 40 m lange, 22½ m breite und gegen 18 m hohe, drei- 
schiffige Hallenkirche, deren Gewölbe durch zehn freistehende Säulen 
getragen wird, welchen eine gleiche Anzahl von Strebepfeilern ent- 
spricht, die an der Außenwand der Kirche vorstehen, aber auch nach 
dem Innern derselben ebensoweit, wo nicht mehr, hereinragen. Um 
diese ist die Empore herumgeführt, ganz in ähnlicher Weise, wie man 
an der Annaberger Hauptkirche wieder findet. Die Verhältnisse der 
Kirche machen einen angenehmen und schlanken Eindruck. 
Allem Vermuthen nach stammt der später zur Grabkapelle um- 
gebaute Chor, wenigstens in seinen fundamentalen Theilen, von der 
alten romanischen Marienkirche, von welcher auch die goldene Pforte 
herrührt. — 
Gleichzeitig wurden die Kreuzgänge angelegt, welche den „grünen 
Kirchhof“ begrenzen. Sie haben schöne Gewölbe und Fenster, machen 
aber einen düsteren Eindruck, weil ihnen das Licht fehlt. Die 
v. Schönberg'sche Begräbnißkapelle dagegen gewährt in Folge der
	        
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