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sorgfältigen Erhaltung und Vervollständigung der Denkmäler ein
freundliches Bild. „Besonders Bemerkenswerth sind die schön ent—
worfenen und vortrefflich in Schmiedearbeit ausgeführten eisernen
Gitter.“ (Steche III., S. 65.) Sie erinnern an die Gitterthüren
der Bünaukapelle in Lauenstein. Glücklicher Weise ist die Wieder-
herstellung der Kreuzgänge in würdiger, der ganzen Anlage entsprechen-
den Weise nunmehr gesichert, so daß dieses Denkmal mittelalterlicher
Baukunst in seiner vollen Schönheit auch für die Nachwelt erhalten
bleibt. Es wäre in hohem Grade zu beklagen gewesen, wenn dieser
herrliche Kreuzgang, von dem so schon ein Theil weggerissen ist, um
die Goldene Pforte frei zu machen, den Forderungen eines über-
nüchternen Materialismus erlegen wären.
An der Südseite des Domes befindet sich die vor Zeiten reich
bemalte und vergoldete, gegenwärtig in reiner Sandsteinarbeit wieder
hergestellte „Goldene Pforte“. Wiahrscheinlich in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts zur besonderen Schmückung der Marien-
kirche angebracht, hat sie alle Zerstörungen von Kirche und Stadt
fast unbeschädigt überstanden. In der allgemeinen Form romanischer
Kirchenportale, bei denen Breite und Höhe gleich sind, bilden neun
Glieder, und zwar fünf Säulen und vier Pfeiler, welche in recht-
winkeligen Absätzen zurücktreten, die Unterlagen für neun halbkreis-
förmige Bogen in reichster Verzierung. In den Pfeilernischen sind
die Figuren aufgestellt.
Die acht unteren Statuen stellen rechts Prophet Daniel, Königin
von Saba, König Salomo, Johannes den Täufer dar, links Aaron,
Ecclesia, König David, Prophet Nahum; über der Thür im Mittel-
feld das Jesuskind auf dem Schooße der thronenden Maria, rechts
Erzengel Gabriel und der h. Joseph, links die Weisen aus dem
Morgenlande; in der Mitte der aufsteigenden Rundbogen Gott den
Vater und vier Engel; über diesen Gott den Sohn mit sieben
Heiligen und einem Engel; im dritten Bogen Gott den heiligen Geist
inmitten von acht Aposteln; im höchsten Bogen endlich den Engel
des Weltgerichts.
„Dieses Portal ist das herrlichste Werk der gesammten romani-
schen Bildnerkunst, und weder in Deutschland noch in Italien ist ein
zweites dieses Zeitalters zu finden, das an Hoheit und Sinnigkeit
der Zusammenstellung, wie an Schönheit und Großartigkeit der Aus-
führung damit vergleichbar wäre.“ (H. Gerlach, Kleine Chronik von
Freiberg, S. 34.) Leider ist dieselbe durch gedankenlose Reparaturen
und Erneuerungen fast eben so geschädigt, wie durch die Ungunst des
Klimas und der Witterung. Die vollständige Wiederherstellung des
kostbaren Kunstwerkes ist eine außerordentlich schwierige und verlangt