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umfängliche und gewissenhafte technische und kunstgeschichtliche Studien
und Vorarbeiten.
Das Innere des Domes bilden drei gleich hohe Schiffe mit
schlankem Netzgewölbe, welche von zehn achteckigen Pfeilern getragen
werden. Rings um den inneren Raum führt eine Galerie von Stein.
Am sidlichen Mittelpfeiler ließ 1638 Bürgermeister Schönlebe
die von zwei Bergleuten gestützte Kanzel bauen, welche mit einer dem
Zeitgeschmacke entsprechenden Darstellung der Verurtheilung, Kreuz-
tragung und Kreuzigung Christi geschmückt ist.
Die ältere Kanzel, die sogenannte Tulpenkanzel (im Volksmunde
„Teufelskanzel“) zwischen dem 2. und 3. Pfeiler auf der Südseite
des Schiffes, ein phantastisch geformtes Kunstwerk aus weißem Thon-
stein, ist um 1500 von einem unbekannten Meister gefertigt. Diese
3 m hohe, in Tulpenform endigende, von durchbrochenem Blatt= und
Rankenwerk getragene Kanzel ist mit den Figuren von vier Kirchen-
vätern und von Engeln geschmückt. Zwei Löwen bewachen die Auf-
gangstreppe, welche ein auf Astwerk sitzender Mann stützt, während
an ihrem Fuße ein klagender, Trost bedürfender Mann und auf der
Treppenspille ein wachsames Hündchen sitzt. Kunstreich und elegant
ausgeführt, wird sie jedoch seit langen Jahren nicht mehr benutzt.
Der Altarplatz oder hohe Chor mit der Vierung und der früheren
nach Süden gelegenen Allerheiligen-Kapelle sowie der nach Norden
befindlichen Sakristei bildet die vom Schiff vollständig abgetrennte
Fürstengruft.
Die ehemalige Sakristei steht leer; doch ist das Gewölbe der-
selben mit den Tragsteinen der Gurtbögen sehenswerth.
In der früheren Allerheiligen-Kapelle befindet sich seit 1811
das von Permoser gefertigte Denkmal der beiden Schwestern, Kur-
fürstin Anna Sophia (1 1717), Wittwe Johann Georg III., und
der Kurfürstin Wilhelmine Ernestine von der Pfalz. Dasselbe war
bis dahin in Schloß Lichtenburg bei Prettin. Vor demselben stehen
die lebensgroßen Figuren der Mutterliebe und der Güte.
In der Vierung sieht man das vom Antwerpener Bildhauer
Anton v. Zerum ausgeführte Marmordenkmal des Kurfürst Moritz.
Auf drei schwarzen Marmorstufen erhebt sich der durch Säulen und
Gebälk in zwei Abtheilungen getrennte Unterbau, auf welchem zwanzig
mit lateinischen Inschriften von Georg Fabricius versehene Tafeln
von weißem Marmor das Leben und die Thaten des Kurfürst Moritz
berichten. Auf der zweiten Stufe stehen zwölf Genien. Der reich
verzierte Sockel trägt eine Reihe paarweis geordneter Säulen, über
welche ein verziertes Gebälke und stark hervortretender Sims wiederum
eine Reihe von zwanzig Alabasterfiguren trägt, oberhalb welcher auf