Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Im schwedischen Belagerungspark kam Feuer aus; Munitions- 
wagen gingen in die Luft, und voller Zerstörungswuth brannten 
die Schweden 800 Schragen Holz auf dem Floßplatze und die 
Schmelzhütten nieder, zerstörten Gruben, Zechen, Pochwerke und 
Berggebäude. 
Das Anrücken Marzin's mit 8000 Mann veranlaßte Baner 
am 20. März Abends die Belagerung aufzuheben und in der Rich- 
tung auf Oederan abzuziehen. 
Drei und dreiviertel Jahr hatte die Stadt Ruhe. Die Be- 
festigungen waren wieder hergestellt, die Bürger hatten sich fleißig 
im Waffengebrauch geübt. 
Kleine Streifparteien hatte man mit Erfolg abgewiesen; die 
Stadt wurde nicht unmittelbar von den Kreuz= und Querzügen der 
Schweden und der Kaiserlichen berührt. 
Nach der zweiten Schlacht von Breitenfeld, den 2. December 
1642, drangen die Schweden aber wieder im Erzgebirge vor. 
Schon seit dem 11. October hatte sich die Stadt mit flüchtigem 
Landvolk gefüllt. 
Die Thore wurden vermacht, die Wachen verstärkt. 
Der Kurfürst schickte Oberstlieutenant v. Schweinitz mit 3 Com- 
pagnien zu Fuß und 1 Compagnie Dragoner zur Unterstützung. 
Energischer Widerstand wurde beschlossen. Zwei Compagnien sollten 
das Petersthor vertheidigen, 1 Compagnie das Erbsche Thor, 1 Com- 
pagnie das Donatsthor, die Dragoner das Meißner Thor, die Defen- 
sioner das Kreuzthor und das Schloß. Die übrigen Bürger sollten 
die Thürme und die Stadtmauer besetzen, 250 Bergleute unter Berg- 
hauptmann v. Schönberg ausbrechende Feuer löschen, eingeworfene 
Granaten dämpfen oder Gegenminen treiben. 
Die schwedische Vorhut war schon am 27. December vor der Stadt 
eingetroffen; zwei Tage darauf waren 8 Brigaden Infanterie (zu 
ungefähr 1300 Mann), mehrere Schwadronen Reiter, 104 große 
und kleine Stücke und 5 Mörser am Hospitalwalde versammelt. 
Eine Brigade drang mit zwei Viertelskarthaunen bis in den 
Hospitalgarten und beschoß das Petersthor. Den 31. December er- 
öffneten vier Geschütze, am 1. Januar zwanzig ihr Feuer, außerdem 
drei Feuermörser von der Viehgasse her, ein 80pfdger Mörser Feuer- 
ballen von 150 Pfd. und vier Mörser Granaten von 60 Pfd. in 
die Stadt werfend. 
Das Petersthor und die Stadtmauern wurden sieben Stunden 
lang ununterbrochen beschossen, so daß das Rondel schwer beschädigt, 
auf seiner linken Seite die Stadtmauer 20 Ellen breit in Bresche 
gelegt, auf seiner rechten Seite so stark von Kugeln durchlöchert war, 
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