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tritt der Junge in die nächste höhere Classe der „Grubenjungen“ über,
wo er vor Ort die gesprengten Steinstücke abräumt, oder den Karren
(Hund) bis zum Förderschachte bringt. Nach einem weiteren Jahre
wird er „Ausläufer“ und arbeitet auf der Scheidebank, auf der Halde,
oder bei den Pochwerken.
Mit dem 20. Jahre tritt er in die Classe der Lehrhäuer und
darf den Zscherper im Leibgurt tragen. Hier beginnt sein Lohn
mit „einem Gülden“; später erhält er für fünf Wochenschichten
„einen Thaler“, bringt es aber durch Verfahren von täglich einer
„ledigen Schicht“ auf etwa 8 bis 12 Mark. Seine Arbeit besteht
vorwiegend in Bohren und Sprengen von Gesteins= und Erzmassen.
In der Hauptsache bedient er sich des Fäustels und Bohrers und
sprengt mit Dynamit. Wenn er sieben Jahre Lehrhäuer gewesen ist
und ein „Probegedinge“ bestanden hat, d. h. bei mehrwöchentlicher
Geding= oder Accord-Arbeit einen Schichtlohn von 70 Pfennigen er-
arbeitet hat, so wird er Doppelhäuer oder Knappe und hat als solcher
das Vorrecht, zwei Zscherper im Gürtel zu tragen.
Die Tracht des Bergmannes ist in der Hauptsache un-
verändert geblieben. Die 1768 eingeführte Berguniform schloß sich
den alten, volksthümlichen Formen derselben vollständig an. Der
Bergkittel, eine kurze, vorn zugeknöpfte Jacke, von grober schwarzer
oder schwarzgrauer Leinwand: das Bergtäschchen mit Feuer-
und einigem Handwerkzeug; das Bergleder (UArschleder), die
Blende mit dem Grubenlicht (Lampe) und der Berghut
waren die Hauptbestandtheile des Anzuges.)
Der bergmännische Kalender von 1790 sagt, der gemeine Berg-
arbeiter trägt eine runde, steife Mütze von Tuch, ohne alle Verzierung,
mit einer schwarz und gelben Kokarde. Sein Oberkleid ist der all-
gemein bekannte Grubenkittel, den er auch für gewöhnlich trägt und
tragen muß; vorn zusammengeknöpft, um die Hüften gegürtet, mit
einem Bergleder versehen. Knöpfe und Aermelaufschläge waren zu
dieser Zeit verschiedenartig; die ersteren weiß oder gelb, die letzteren
scharlach, carmoisin, paille oder weiß, um die verschiedenen Bergämter
zu unterscheiden. Unter der Mütze (oder dem Berghut von Filz)
trug man einen weißleinenen Capuchon mit Flügelenden, bei Paraden
weißleinene, enge Hosen, weiße Strümpfe, schwarze Kniebügel; eine
schwarze Bergtasche, eine messinggefütterte Blende mit dem Gruben-
licht; bei Paraden die Bergparde, die Zimmerlinge den Kaukam.
Die Hüttenarbeiter trugen, wie hier gleichzeitig mit erwähnt werden
mag, ein langes weißes Ueberhemd mit gelben Knöpfen und rothen
*) Rost, Trachten der Berg- und Hüttenleute (mit Abbildungen).