— 322 —
die Bergstädte Befreiung von der halben Landsteuer gegen Verwendung
dieses Betrages im Bergbau.
Der Ertrag des Bergbaues war aber schon Anfang des
17. Jahrhunderts bedeutend zurückgegangen. 1620 und 1640 fehlte
im Schneeberger Revier die Ausbeute fast vollständig und die 1635
beginnende Kobaltnutzung konnte das bei Weitem nicht ausgleichen.
Der Einfluß des dreißigjährigen Krieges war ein vernichtender. —
„Wenn schon bei den Bergwerken Gottes reicher Segen noch schein-
„barlich vor Augen und zu verspüren sei, so hätten sie doch hülf-
„reiche Handleistung äußerst von nöthen, wenn nicht die Stolln
„vollends verbrechen, und die Zechen mit Wasser oder sonsten zu
„Sumpfe gehen sollten.“
Zu allen Drangsalen des Krieges gesellte sich noch die seit
1609 eingetretene Ueberschwemmung des Landes mit geringwerthigem
Gelde.
Erst seit 1656 trat wieder eine Zeit des Aufschwunges im
Bergbau ein. Die Leitung aller Bergsachen kam an das 1661 er-
richtete Bergraths-Collegium. Freiberg, Schneeberg und Marienberg,
vor Allem aber das neugegründete Johanngeorgenstadt zeichneten sich
durch den Reichthum ihrer Reviere an Silberertrag aus. Dagegen
beschränkte sich der Bergbau in Annaberg, Geyer und Ehrenfrieders-
dorf fast nur noch auf Zinn und Kobalt. Seit 1690 wurde die
schon 1613 an einzelnen Orten angewendete Schießarbeit in den
Gruben allgemein. 1707 unternahm man auch die Mauerung der
Gruben, zuerst auf dem Thurmhof bei Freiberg. Von großem Ein-
fluß war die Einführung der Stoßheerde zur Erzwäsche, die allgemeiner
werdende Aufstellung von Kunstgezeugen und später Wassersäulen-
maschinen auf den größeren Gruben, sowie ausgedehnte Teich= und
Röschenanlagen zur Wasserhaltung.
Von durchgreifender Wirkung war die Errichtung der General-
Schmelzadministration (1710), welche den seit 1582 gebräuchlichen
landesherrlichen Erzeinkauf regelte und seit 1712 vollständig durch-
führte, so daß eine Anzahl kleinerer Hütten eingingen. Nicht weniger
wichtig war die Bergresolution von 1709 „zur Abstellung von
Mängeln und Gebrechen im Bergwesen.“ Die Jahresausbeute stieg
in Folge dessen in kurzer Zeit um die Hälfte. Besonders einfluß-
reich ward die Stollnordnung von 1749 und der seit 1755 geleit-
freie Transport aller Bergwerksmaterialien, sowie endlich die 1738
stattfindende Einführung des Leipziger Münzfußes als Reichsmünz-
fuß. Der Leipziger Münzfuß hatte schon 1690 die Ausprägung der
Mark fein Silber mit 12 Thaler oder 18 Gulden festgesetzt mit der
Ausprägung von Zählthalern (Species) zu 1 Thlr. 8 gr. und der