Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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den Ankauf der Gruben allein wurde der Staat in die Möglichkeit 
versetzt, einen einheitlichen, plangemäßen und energischen Betrieb zu 
unternehmen, der allen Anforderungen der heutigen Technik, den 
richtigen wirthschaftlichen Anschauungen und ihrer consequenten Durch- 
führung, sowie den Bedürfnissen der Schmelzhütten vollständig ent- 
sprach. Nur der Staat war im Stande, alle die nöthigen, und zwar 
überaus kostspieligen, Einrichtungen und Verbesserungen zu treffen, 
welche den Betrieb der Gruben auf Jahrzehnte hinaus sicher stellen 
konnte, und so dem Erliegen des Bergbaues, zuerst auf den kleineren 
und schwächeren Werken, und damit dem Rückschlag auf den ganzen 
übrigen Freiberger Bergbau, die Hütten, zahlreiche Gewerbe und 
Gemeinden, die Knappschaftskassen u. s. w. vorzubeugen. 
Die Ständeversammlung des Landes nahm in voller Würdigung 
der Interessen einer zahlreichen, immerhin auf etwa 30 000 Köpfe 
zu veranschlagenden, auf den Fortbestand des Bergbaues und Hütten- 
betriebes angewiesenen Bevölkerung, welche durch Einstellung der 
Arbeit nur zu schnell in die drückendste Nothlage versetzt werden 
würde, die Regierungsvorlage einstimmig an. — Angesichts der Un- 
sicherheit des finanziellen Ergebnisses nahm man eine schwere Ver- 
antwortung auf sich, welche nur durch die Hoffnung gestärkt werden 
konnte, daß es dem Staatsbetriebe vergönnt sein möge, den uralten 
Freiberger Erzbergbau wieder zu ersprießlichem Gedeihen zu bringen. 
Der Kaufpreis betrug nicht ganz 2½ Millionen Mark; zu 
Neuanlagen und Betriebsvorrichtungen sind ungefähr 1½ Millionen 
Mark erforderlich. 
Es wurden vom Staate angekauft die Fundgrube Himmels- 
fahrt vor dem Donatsthor, bei Freiberg, mit den ihr zugehörigen 
Fundgruben Bergmanns Lust, Oberes Neues Geschrei und Prophet 
Samuel, sowie dem Morgenstern und dem Rudolf Erbstolln. Himmel- 
fahrt, eine sehr alte Grube, hatte wie so manche andere, schwere 
Zeiten durchzumachen. So waren um 1816 die Kuxe von Himmel- 
fahrt fast werthlos und die Grube tief verschuldet. Gegen 40 000 
Thaler Vorschüsse aus der ehemaligen Gnadengroschencasse und aus 
den Zubußen der Gewerken waren zu tilgen; die Aussichten ent- 
muthigend. Da wurden 1831 auf dem Neue Hoffnung Flachen 
und dem Gott Lob Morgengange reiche Erzmittel angefahren, und 
von da an immer wieder neue Anbrüche gewonnen. Nach und 
nach konnte Himmelfahrt nicht blos alle Schulden tilgen, sondern 
auch das Grubenfeld erweitern, um das großartigste und ergiebigste 
Silberbergwerk Sachsens zu werden. Im Jahre 1874 vertheilte 
Himmelfahrt über 230 000 M. Ausbeute; 1878 betrug die Erz- 
gewinnung u. s. w. 247 400 Ctr. bei 1940 Mann; 1883
	        
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