Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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kammersystemen mit 20 000 chm Raum täglich 1000 Ctr. Schwefel- 
säure herstellt. 
In Verbindung mit der Schwefelsäurefabrikation entstand die 
Fabrikation künstlicher Düngemittel. 
Die Gewinnung des Flugstaubes war schwieriger. Um ihn 
abzukühlen und niederzuschlagen, erbaute man hohe Schornsteine. Auf 
den Muldener Hütten vor etwa 10 Jahren, auf den Halsbrückner 
Hütten seit 1888. Diese Riesenesse wird 135 m hoch, am oberen 
Ende 3 m, am viereckigen Fuße 12 m stark. Sie steht auf dem 
Höhenrande des nördlichen Muldenufers. „Die Wirkung der hohen 
Esse schien nur die zu sein, den Schaden in weitere Ferne zu tragen.“) 
Gegenwärtig ist auf den Muldener Hütten ein Rauch-Condensations- 
Apparat von 22 000 chm Inhalt aufgestellt, auf der Halsbrücker 
Hütte ein Ventilator; beide mit Erfolg. 
Um den im Flugstaube befindlichen Arsenik zu verwerthen, wurde 
1862 eine Arsenikhütte errichtet. 
Die seit 1865 eingeführten Pilz'schen Hohöfen arbeiten so vor- 
züglich, daß man auch die ärmsten Erze schmelzen kann; folgedessen 
wurden die Flammöfen abgeschafft. 
Das Kupfer wird in Form von Kupfervitriol gewonnen. 
Die Verarbeitung des aus den Erzen erschmolzenen Werkbleies 
hat einen ganz bedeutenden Umfang. Man stellt aus demselben 
Silber, ein sehr reines Verkaufsblei, Wismuth, Antimonblei, Zinnblei 
in hoher Vollkommenheit her. 
Im Jahre 1864 wurde auf der Halsbrücke eine Goldscheide- 
anstalt errichtet. 
Auf den Muldener und Halsbrückner Hütten findet seit mehr 
als 30 Jahren eine umfangreiche Verwendung überseeischer Erze statt.“) 
Die Muldener Hütte verarbeit ungefähr zwei Drittel der ganzen 
Erzlieferung. 
In der Schwefelsäurefabrik werden alle Erze mit mehr als 
25% Schwefel geröstet, die Röstgase in Flugkammern und Canälen 
abgekühlt, so daß die Schwefelsäure an den Bleiblechwänden nieder- 
schlägt. Fünf Bleikammersysteme haben einen Inhalt von 13 125 ebm. 
Die Säure (Kammersäure) wird gereinigt, filtrirt und in bleiernen 
Pfannen und Platingefäßen auf 660 B. (Baumé) concentrirt. Die 
Bleikammern produciren täglich 700 Ctr. Kammersäure; in jedem 
*) K. Merbach, Die Freiberger Hütten. Freiberg, 1883. 
Merbach, die Entwickelung der Freiberger Hütten. Leipziger Ztg. 1882, 
Wissenschaftl. Beil. Freibergs Berg= und Hüttenwesen. Leipz. Ztg. 1883, Nr. 45. 
Jahrbuch für Berg= und Hüttenwesen, 1877. 
**) Die Verhältnisse des Freiberger Berg= und Hüttenwesens von Gottschalck.
	        
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