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immer Schloß Kriebstein am Thalschlusse vor sich, nach der großen
Niethammerschen Papierfabrik, über welcher sich die Burg auf schroffem
Felsenvorsprunge erhebt.
Ueber die Zschopau führt eine bedeckte Holzbrücke, eins jener
früher im Erzgebirge vielfach angewendeten, sogenannten Sprengwerke,
wo die tragenden Balken zum Schutze gegen die Witterung mit Bret-
wänden verkleidet und mit einem Schindeldache bedeckt wurden, so daß
der Weg durch eine dunkle, tunnelartige Röhre führte, welche nur
spärlich durch ein Paar Fensterchen erleuchtet wurde.
Kriebstein liegt äußerst malerisch auf einer Felsenklippe an
der Zschopau. Unter den vielen alten Burgen Sachsens ist Krieb-
stein, urkundlich Crywenstein, eine der wenigen, von denen man Er-
bauer und Erbauungsjahr kennt. Dietrich von Bernwalde (Bären-
walde) errichtete sie 1387 bis 1407.7)
Der Felsenkegel, auf welchem die Burg errichtet wurde, ward
durchbrochen, um den Graben herzustellen, über welchen jetzt eine
Brücke von Mauerwerk geschlagen ist. Das Thor führt durch das
Hauptgebäude, an welches sich der starke, fünf Stockwerke hohe, im
Mauerwerk sorgfältig ausgeführte Hauptthurm oder Bergfried an-
schließt. Dieser Hauptthurm ist auf drei Seiten von zwei und drei
Stockwerken hohen Gebäuden umgeben, welche zum Theil erst später
an= und umgebaut worden sind, so daß nur im vorderen, nordwest-
lichen Flügel ein Theil der ursprünglichen Einrichtung noch vorhanden
ist. Der längliche, gebogene und thalwärts geneigte Hof wird von
einem Stallgebäude und einem Wirthschaftsgebäude geschlossen, neben
welchem ein kleiner runder Treppenthurm steht. Auf dieser Seite
schließt der Bergabhang an; auf der anderen erhebt sich der Fels,
auf welchem die Burg steht, fast senkrecht aus dem Bette der Zschopau.
Trotz ihrer Festigkeit wurde Dietrich von Bernwalde 1415 vom
Ritter Staupitz auf Reichenstein aus ihr vertrieben. Friedrich der
Streitbare, Landgraf in Thüringen, welcher überhaupt in dieser Zeit
in verschiedene kleinere Fehden verwickelt war, belagerte nun Krieb-
stein. Als die Burg sich ergeben mußte, bewilligte er der Hausfrau
freien Abzug, mit Allem Was ihr lieb wäre. Diese trug ihren Ehe-
mann als das Liebste ihrer Besitzthümer auf den Schultern aus der
Burg; ähnlich wie von Weinsberg (1140) erzählt wird. Friedrich
behielt Kriebstein als verfallenes Lehen für sich. Später kam es an
Apel von Vitzthum, dann an Kunz von Kaufungen, dann an ver-
schiedene Familien, zuletzt an die von Arnim.
Eine Anzahl alter Hakenbüchsen, ein paar Böller rc. schmücken
*) Schumann, Ortslexikon. V. 183.