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bis er etwa in 700 m den Höhenrücken überschreitet, um bei Pobers-
hau seine Wasserkraft im Bergwerksbetrieb verwenden zu lassen. Länger
ist der sogenannte Zeuggraben, welcher oberhalb der Reißigmühle bei
Reitzenhain gefaßt ist, in der Erlhaide die Wasserscheide überschreitet
und nach einem Lauf von 17 km beim alten Kunsthaus unterhalb
Marienberg endet. Er wurde vom Bergmeister Homilius Mitte des
16. Jahrhunderts angelegt.
Das Thal der Schwarzen Pockau ist von der neuen Brücke
unterhalb Kühnheide bis zur Einmündung in das Flöhathal reich an
köstlichen Punkten. Wandert man vom Dorfe Pockau am Wasser
aufwärts, so erfreut an jeder Thalbiegung ein neues, reizendes Bild.
Bis Rittersberg führt die Eisenbahn. Man hat zwar bei der Eisen-
bahnfahrt Zeit, die Thalbildung und die landschaftliche Zusammen-
fügung derselben zu betrachten: genußreicher aber ist die Fußwande-
rung, bei welcher man eine Zahl von Einzelheiten entdeckt, welche
bei der Eisenbahnfahrt kaum bemerkt werden. Vom Bahnhofe Pockau-
Lengefeld bis zum Bahnhofe Zöblitz sind 7 km.
Besonders interessant ist die Landschaft unter dem Hohen Steine,
an der Einmündung des Lauterbaches; sodann unterhalb der Ruine
von Nieder-Lauterstein und zunächst des Bahnhofes Zöblitz am Ober-
Lauterstein.
Steinbach, Historie 2c. von Zöblitz, sagt: „Das alte ruinirte
Schloß Lauterstein, auf einem Felsen, war ehemals drei Geschoß von
Stein und ein Geschoß von Holz hoch, mit Schindeln gedeckt und
hatte viele Gemächer, Gebäude und große, ausgedehnte Keller, sowie
auch eine Kapelle.“ Der Hauptthurm hatte 3 m starke Mauern.
Nach einer in dieser Chronik befindlichen Ansicht bestand dasselbe aus
drei Flügeln, welche einen Hof umgaben, in dessen vorderer Seite
der runde Hauptthurm stand; unterhalb war ein niederer Burghof
mit einigen Wirthschaftsgebäuden. Nach Schumann war die Burg
„wahrscheinlich im 11. Jahrhundert von den Burggrafen von Leisnig
gegründet“; uns erscheint wahrscheinlicher, daß sie erst im 12. Jahr-
hundert als eine Grenzburg errichtet wurde und Ende des 15. oder
Anfang des 16. Jahrhunderts die in Steinbach's Chronik angegebene
Gestalt erhalten hat. An einer anderen Stelle sagt Schumann (V,
436): „Das 1315 erbaute Schloß Nieder-Lauterstein wurde
1430 ebenfalls von den Hussiten zerstört, aber wieder aufgebaut.“ Im
Jahre 1289 wurde ein Ritter von Berbisdorf mit Lauterstein belehnt.
Die Berbisdorfe, deren Reichthümer durch den Bergbau bedeutend
gewachsen waren, nahmen die ganze Gegend in Besitz. Als 1530
im Schloß Lauterstein Feuer ausgekommen war, wurde der neunzig-
jährige Georg v. Berbisdorf in Betten zum Fenster herabgelassen