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Das Schloß, welches bereits im dreißigjährigen Kriege viel ge—
litten hatte, besonders 1632 den 22. August bei der Plünderung
durch die Kroaten, verfiel immer mehr. In der Zeit von 1722 bis
1732 wurde das Beste und Meiste der Ausstattung nach dem neuen
Schlosse Hubertusburg übergeführt, im siebenjährigen Kriege noch
Vieles zerstört und verzettelt und endlich seit Anfang dieses Jahr-
hunderts auch das Letzte noch fortgebracht, meist nach Moritzburg.
In den Napoleonischen Kriegen diente es als Militärlazareth. —
Was durch frevelnde Hände nicht verdorben war, verfiel, weil Sorg-
samkeit und Nachbesserung fehlte. Die gewaltigen Mauern trotzten
dem Verfall. Eine große Anzahl von Fenstern (es waren ursprüng-
lich über 550) ist zugemauert worden, weil dies weniger kostspielig
war, als die Reparatur. Ein Theil des Schlosses wurde zu Be-
amtenwohnungen und Expeditionen eingerichtet. Außerdem finden sich
überall Trümmer und Schutt. Nur einzelne Malereien über Thüren
und an den Wänden, Bruchstücke von Inschriften und Verzierungen,
vereinzelte große Kamine und dergleichen, erinnern an frühere Pracht
und Herrlichkeit.
Im Jahre 1814 wurde Augustusburg wieder bewohnbar ge-
macht. Verschiedene Theile des Schlosses drohten mit Einsturz; viele
Zimmer und Säle, besonders aber die um das ganze Schloß laufende,
ehemals mit Blei gedeckte Gallerie konnte man ohne Lebensgefahr nicht
betreten. 1798 schon waren die Gallerieen und Erker abgetragen,
1802 das Dach in seiner gegenwärtigen Gestalt hergestellt worden.
Noch im Jahre 1828 sagt Hering in seiner Geschichte des
sächsischen Hochlandes: .. „Zwar ganz verödet im Innern und
zum Vorrathshause herabgesunken, spricht es uns in seinen hohen,
gewölbten Zimmern und riesenhaften Sälen nicht an. Aber im Geiste
jener Zeit ist es groß gedacht, und wahrhaft fürstlich ausgeführt.“
Heutzutage kann man nur beklagen, daß dieses geräumige, sicher und
gesund gelegene Schloß, welches seiner ursprünglichen Bestimmung doch
niemals wieder gegeben werden wird, nicht eine Verwendung gefunden hat.
Der ca. 170 m tiefe Brunnen, von dem 160 m in stehendem
Porphyr niedergebrochen sind, wurde 1568 begonnen und nach langer,
schwerer Arbeit vollendet. An jedem Lachter (2 m) Tiefe wurde
Tag und Nacht sieben Wochen lang gearbeitet; die Bergleute erhielten
50 Gulden Lohn. Nach vier und einem halben Jahre Arbeit hatte
man bei 61 m Tiefe noch kein Wasser, und erst nach einem Auf-
wande von 72000 rh. Gulden wurde der Brunnen ausgiebig. Als
1650 Kurfürst Johann Georg I. mit seinem ganzen Hofhalte und
1000 Pferden drei Wochen lang täglich 150 Eimer (ca. 10 800 Liter)
Wasser beansprucht hatte, wurde der Brunnen allerdings erschöpft;
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