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seite den böhmischen Löwen. Die zwei Loth schwere Silbermünze
(15 Loth fein, von 1536 an 14 Loth 8 Grän fein) verdrängte in
kurzer Zeit die Güldengroschen und wurde bald so allgemein, daß der
Name Joachimsthaler, Schlickenthaler, Löwenthaler in die Jahrhun-
derte lang gebräuchliche Abkürzung Thaler überging, welche als
Daler, Dallaro, Dollar u. s. w. sich über die ganze Erde verbreitete.
Die um 1500 zu Annaberg geprägten zweilöthigen Güldengroschen
(15 Loth fein) sowie die um 1470 unter Kaiser Maximilian I. ge-
prägten zweilöthigen feinen Silbermünzen können als die Vorläufer
der Thalerwährung angesehen werden. 1520 wurde Joachims-
thal zur freien Bergstadt erhoben und erhielt alle hiermit in
Verbindung stehenden Rechte und Vorrechte; ein Schöppenstuhl wurde
errichtet. Man zählte um 1530 über 1200 Häuser und gegen 800
im Betrieb stehende Zechen mit über 13 000 Bergleuten, Schicht-
meistern und Steigern. 1540 war ganz Joachimsthal der Refor-
mation beigetreten. M. Johannes Matthesius war erst Rector an
der Lateinschule, dann Pfarrer (7 1565); der Liederdichter Nicolaus
Herrmann „der alte Cantor“ (11561), der Mineralog Georg Agri-
cola 1527 bis 1533 Arzt. Der schmalkaldische Krieg, in welchem
Joachimsthal den böhmischen Ständen sich angeschlossen hatte, schlug
der Stadt und dem Bergbau aber schwere Wunden, so daß der letztere,
trotz aller Versuche ihm frischen Aufschwung zu geben, immer mehr
dem Verfalle entgegen ging. Die reichen, oberflächlichen Erzgänge
waren bald erschöpft; zu ausgedehnteren Kunstbauten, sowie zum Tief-
bau fehlten in den Kriegszeiten die Mittel. Der schmalkaldische Krieg
mit den ihm vorangehenden unruhigen Zeiten und den ihm folgenden
Kriegszügen nach Norden und nach Süden und bis nach Ungarn
gegen die Türken; die fast ununterbrochenen Reibungen der verschie-
denen Religionsbekenntnisse, trotz des Passauer Vertrages und des
Augsburger Religionsfriedens, ließen größere Unternehmungen nicht
aufkommen, selbst wenn man die technischen Mittel und Erfahrungen
dazu gehabt hätte. So krankte der Erzbergbau dahin. Zahlreiche
Zechen verfielen. Die inneren Zustände Böhmens, die Kämpfe zwi-
schen den utraquistischen Ständen und König Ferdinand, endlich der
dreißigjährige Krieg mit allen seinen über das Land sich ergießenden
Schrecknissen riefen den vollständigen Verfall des Joachimsthaler Berg-
baues hervor, aus welchem er sich nur zum kleinen Theile mit den
außerordentlichsten Anstrengungen wieder zu erheben vermochte. Der
Einigkeitsschacht, der Kaiser Joseph-Schacht, die Reichen-Geschieb-Zeche
sind die nächsten noch gangbaren Berggebäude; am Eliasbache wird
die Eliaszeche, am Elbeckenbache (Oelbeckenbache) der Edle Stolln be-
trieben, und das Jagdhaus Elbecken selbst hieß früher als Berg-