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gebäude „Schönerz“. Von der Reichen-Geschieb-Zeche führt der so-
genannte „Graben“ über den Höhenrücken „auf der Hut“, auf dessen
südöstlichem Vorsprunge die in Trümmern liegende Procopius-Kapelle
einen Aussichtspunkt giebt, sowohl gebirgsaufwärts in die Schluchten
nach dem Sonnenwirbel und dem Keilberge zu, als auch gebirgs-
abwärts in das Thal der Weseritz und nach den Höhenzügen in der
Gegend von Duppau hinaus.
Gegenwärtig baut man ausschließlich auf Uranpecherze. Die in
dem Glimmerschiefer nester= und lagerweise vorkommenden Erze in
kleinen Linsen und Putzen bis zu großen, mächtigen Klumpen und
Stöcken sind lichtes und dunkles Rothgiltigerz, Glaserz, gediegen Silber,
Silberschwärze, Roth= und Weiß-Nickelkieß, Speiskobalt, Wismuth,
gediegen Arsen und Arsenpecherz. Der tiefe Joachimsthaler Schacht,
500 m, reicht angeblich gegen 130 m unter den Spiegel der Eger
bei Wickwitz. Dem Erzbergbau des Joachimsthaler Reviers, und viel-
leicht auch des Gottesgaber Reviers, würde zweifelsohne durch einen
unterhalb Ober-Brand, in 450 m Meereshöhe einsetzenden Stolln ein
bedeutender Aufschwung gebracht werden.
Auf dem steilen, westlichen Thalrande der Weseritz liegen in
814 m Meereshöhe die Reste der großen Burg Freudenstein, ein
großer Thurm, welcher gegenwärtig als Wach= und Signalthurm be-
nutzt wird, ein kleinerer, ver als Pulvermagazin dient, und ein Paar
Mauerstücke, welche jedoch nicht dazu beitragen, die Zusammensetzung
der früheren Burg kenntlich zu machen. Wann dieselbe gegründet ist,
darüber fehlen alle Nachrichten; denn wahrscheinlich legte 1518 Graf
Stephan Schlick die Burg Freudenstein auf der Stelle einer älteren
Burg an. Sie wurde 1520 vollendet und lag bald mitten in einer
schnell um sie aufwachsenden Stadt, welche sich auf dem Hochplateau
der jetzigen Neustadt weit ausdehnte. Schon 1525 wurde sie in einem
Aufstande der Bergleute theilweise zerstört; wieder aufgebaut, be-
hauptete sich in ihr 1632 bis 1634 eine kaiserliche Besatzung. Als
die Schweden die Burg nach einer hartnäckigen Beschießung eroberten,
plünderten sie sie aus und brannten sie nieder, wie auch den größten
Theil der oberen Stadt, von deren Ausdehnung Reste von Mauern
und Kellern noch Zeugniß geben. Joachimsthal war 1526 bei der
gewaltsamen Gegenreformation schon zum größten Theil von seinen
Bewohnern verlassen. Im Jahre 1873 wurde fast die ganze Stadt
durch einen großen Brand in Trümmer verwandelt; über 300 Häuser
mit ihren Nebengebäuden. Das Rathhaus mit der Bibliothek wurde
gerettet.
Südwestlich von Joachimsthal in einem Nebenthale des Rein-
baches liegt das kleine, köstlich umgebene Mariasorg, ein Kapuziner-=