Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 469 — 
gefallene Mauern von der Kirche zu sehen, welche nun vor 30 Jahren 
abgetragen und die Steine nach der Grünhainischen Feuersbrunst zum 
Aufbau der Häuser genommen worden; darbei nur Dieses zu be- 
klagen, daß die alten Leichensteine zerschlagen und mit vermauert sind.“ 
Der beim Brande stehen gebliebene Theil des Klosters wurde 
hergestellt und seit 1559 als Amtsgebäude benutzt; die übrigen Ge- 
bäude ließ man verfallen; die Klosterkirche wurde 1740 abgetragen. 
Orgel und Glocken kamen in die Stadtkirche. Das Amthaus wurde 
1632 von den Kaiserlichen unter Holcke, ebenso wie die Stadt, zum 
größten Theile niedergebrannt. Das Amthaus wurde 1821 neu auf- 
gebaut und ist gegenwärtig zu einer Strafanstalt 2c. verwendet. Vom 
Kloster stehen nur noch die Umfassungsmauer, ein Schuppen, ein Theil 
des Kellers und der Fuchsthurm, ein viereckiger, zum Theil ab- 
geragener Thurm, so wie einige Stücke Grundmauern der Kloster- 
rche. 
Im Städtchen werden Ackerbau, Posamenten- und Blechwaaren- 
Industrie betrieben (Löffel und Gabeln von Stahlblech). 
Jenisius sagt betr. den Bauernkrieg im Chronicon Anna- 
bergense: „Um diese Zeit (1525) sind die Bauern im ganzen Lande 
aufgestanden, welche Thomas Münzer zu Empörung und Aufruhr 
angeregt, daß sie frei und der Obrigkeit nicht unterthan sein sollten.“ 
Schon 1520 hatte Thomas Münzer, Prediger zu Sct. Katha- 
rinen in Zwickau gegen Pfaffenthum und Mönchswesen losgedonnert, 
so daß bereits 1521 ein Aufstand ausbrach, welcher nur durch das 
kräftige Einschreiten des Zwickauer Rathes niedergehalten wurde. 
Münzer floh zwar, aber dessen ungeachtet vermehrte sich die Schaar 
der Wiedertäufer und der neue Prophet Storch machte es nicht besser, 
wie bis dahin Pfeifer und Thomas Münzer. 1522 brach der lang 
genährte Haß gegen die Mönche los. Der Grünhainer Hof wurde 
erstürmt und zerstört. Mit Mühe wurde die Ruhe wiederhergestellt, 
und Luther selbst kam nach Zwickau und predigte vier Male, um den 
wiedertäuferischen Geist zu bändigen. 
Eine allgemeine Gährung hatte sich der Gemüther bemächtigt. 
Wanderprediger und Flugschriften trugen die Gedanken in das Volk 
hinaus. Auf der einen Seite der Druck der Kirche und des ver- 
derbten Pfaffenwesens, auf der anderen der Druck der weltlichen 
Herren und die Privilegien der Städte. Man darf sich nicht wun- 
dern, wenn die Bewegung nächst dem religiösen auch bald einen po- 
litischen und socialen Charakter annam. 
Die „zwölf Artikel“ der Bauern geben ein Bild ihrer Forde- 
rungen ... „Die Gemeinde soll das Recht haben, den Prediger zu 
wählen und zu entsetzen. ... Der Prediger soll das reine Evangelium
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.