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lehren . . . . Der große Zehnte (vom Getreide) soll dem Pfarrer zum
Unterhalte dienen; der kleine Zehnte (von den übrigen ländlichen Er—
zeugnissen) und das Ehegeld soll abgeschafft sein . . . . Sie wollen
nicht unfrei sein (Hörige, Lite, Lassen), sondern freie Männer
die Frohndienste sollen aufhören und mit ihnen die Belastung der
Güter und die Hutungsrechte ... Gemeindeäcker, Wiesen und Forsten
sollen an die Gemeinden zurückgegeben werden . Jagd und
Fischerei frei sein.“ Allen auf die 12 Artikel gegründeten Forde-
rungen war das Oertliche und Persönliche in reichem Maaße bei-
gemischt.
Wachsmuth sagt (Geschichte des Deutschen Bauernkrieges, S. 130):
„Die Geschichte des Bauernkrieges ermangelt ganz und gar des hoch-
herzigen Aufschwunges, des freudigen Heldenmuthes, der Hingebung
und der Mäßigung, die in mancher anderen Kriegsgeschichte, auch unter
Gräuel, das Edlere im Menschen zu erkennen geben. Sie ist in
Nichts anregend — nur niederschlagend."
Das Thun und Treiben der Bauern stand in vollem Wider-
spruche zu ihren Erklärungen von Gehorsam, Gesetzlichkeit und Willig-
keit, sich eines Besseren belehren zu lassen. Lärmen, Toben, Saufen,
Fressen, Schlemmen, Unbotmäßigkeit, Plündern, Rauben, Verwüsten,
Sengen und Brennen: Das waren ihre Heldenthaten.
Zunächst fanden 1525- große Ansammlungen von aufständischen
Bauern und Bergleuten in der Gegend von Zwickau, Stollberg und
Elterlein statt. Die Unruhen verbreiteten sich über das ganze Ge-
birge, und man dachte in Annaberg schon daran, die Schätze der
Stadt auf den Schellenberg in Sicherheit zu bringen.
Die Bauern nahmen die Wiesenburg ein, so wie Schloß Stein
und „haben viel Unfug getrieben, gemartert und geplündert“. Die
bei Elterlein Versammelten zogen auf Grünhain und Schlettau, hieben
die Thore ein und plünderten Stadt und Schloß; der Haufen von
Zwickau her zerstörte Klösterlein bei Aue. Darauf wendeten sich die
Bauern gegen Grünhain. Bergvoigt Busch in Buchholz ritt mit den
wenigen Leuten, die er aufbringen konnte, nach Grünhain, aber Abt
und Mönche flohen nach Annaberg, und die Grünhainer Bürger mit
der geringen Verstärkung sind nicht im Stande, Widerstand zu leisten.
Das große, schöne Kloster wurde am 7. Mai 1525 geplündert und
zerstört.
*) Der Bauernkrieg 1525. Vortrag von Oberlehrer Dr. B. Wolf in
Annaberg. Glückauf (Zeitschrift) 1887.
Die Unruhen im Erzgebirge während des Deutschen Bauernkrieges 1525.
J. C. Seidemann. (Abhandlungen der K. Bair. Akademie der Wissenschaften.
III. ClI. X. Bd. I. Abthl. München 1865.)