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des Bergbaues, die Drangsale des dreißigjährigen Krieges u. s. w.
das Städtlein in großes Decrement.“ (Falcke, Geschichte der Berg-
stadt Geyer.) «
Prediger Rollenhagen verbrannte im dreißigjährigen Kriege alle
Urkunden, Acten und Kirchenbücher öffentlich auf dem Markte.
Auch die Kriege zu Anfang des 18. Jahrhunderts, besonders
der Nordische, brachten viel Noth und Elend über die Stadt. Im
Winter von 1719 zu 1720 stieg in Geyer, Ehrenfriedersdorf, Thum
und den Umgebungen die Noth aufs Höchste. Das wiederholte sich
gegen Ende des Jahrhunderts; denn kaum waren die Nothstände des
siebenjährigen Krieges überwunden, so wüthete 1771 und 1772 durch
das ganze Erzgebirge eine Hungersnoth, welche besonders in der ver-
armten Stadt Geyer eine außerordentlich große Anzahl von Menschen
dahin raffte. Im Jahre 1843 wurde Geyer aufs Neue durch Theue-
rung und Hungersnoth schwer heimgesucht; 1862 brannte der größte
Theil der Stadt nieder und 1863 verwüstete eine zweite Feuersbrunst
den im Aufbau begriffenen, wie den noch stehen gebliebenen Theil
derselben. Seitdem ist sie neu aufgebaut, die Straßen breiter, die
Häuser stattlicher und solider).
Auf der Höhe östlich der Stadt liegt der Lotterhof, auf welchem
Hieronymus Lotter, der Erbauer der Augustusburg sein schaffens-
reiches Leben beschloß. In Nürnberg 1497 geboren, zog er mit
seinem Vater nach Annaberg, welches durch seinen Silberbergbau in
raschem Ausschwunge war. Er ließ sich dann in Leipzig als Bau-
meister nieder und erbaute, außer zahreichen Privatbauten die Pleißen-
burg, das Rathhaus in Leipzig und in Pegau und die Augustusburg.
Während dieses letzten Baues kaufte er sich in Geyer an und er-
baute den Lotterhof, verwendete aber seine Mittel größtentheils im
Bergbau, so daß sein Wohlstand auffallend zurückging, als sich die
Schwierigkeiten und Aergernisse beim Bau der Augustusburg steigerten
und er beim Kurfürst August in Ungnade fiel, der sogar seine An-
sprüche aus dem Bau der Augustusburg, 15 000 Gulden, niemals
befriedigte. Lotter starb in gedrückten Verhältnissen in Geyer 1580).
Neben dem Lotterhofe steht die alte Stadtkirche; ein zweiter
Thurm ein Stück von der Kirche abseit; wahrscheinlich ist das ein
Thurm aus der ehemaligen Stadtbefestigung. An den Prinzenraub
erinnert die große Glocke. Die Glocke war 1455 beim Sturmläuten
gesprungen, und wurde darauf auf kurfürstliche Kosten zum ersten
dach ’* Johannes Falcke, Geschichte der Bergstadt Geyer. Dresden, Bur-
ach, . »
Der Leipziger Baumeister Hieronymus Lotter. Dr. G. Wustmann.
Leipzig, Seemann, 1875.