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Gipfel (726,1 m) ist zugänglich gemacht, und von ihm hat man eine
ausgedehnte Rundsicht. Im Süden Haßberg, Pöhlberg, Bärenstein,
Keilberg, Fichtelberg, Scheibenberger Hübel, Auersberg; im Norden
Rochlitzer Berg und Kolmberg bei Oschatz.
Am Greifensteine kommt Veilchenstein vor, der seinen Wohlgeruch
einer auf ihm wachsenden Flechte verdankt?). Eine halbe Stunde
westlich vom Greifensteine liegt die erzgebirgische Dynamitfabrik mit
ihren zahlreichen zwischen Erdwällen errichteten Gebäuden, auf der-
selben Stelle, wo in der sog. Gifthütte seit langen Jahren aus den
arsenikhaltigen Erzen das Arsenikmehl (Giftmehl) als weißes Pulver
gewonnen worden war.
Nur 10 Minuten nördlich vom Greifensteine entfernt befinden
sich in dem nach Thum gerichteten, jetzt vollständig mit Wald be-
deckten kleinen Thale unverkennbare Spuren früherer Seifenwerke.
Dagegen giebt nach Osten hin, in der Richtung des breiten Wald-
flügels A, ein langausgedehnter Bruch und Haldenzug bis gegen den
Goldgrund hin Zeugniß von früher betriebenem, lebhaften Bergbau
auf Zinn und Kupfererze.
In der breiten Thalmulde zwischen dem Greifensteine und dem
Sauberge liegt Ehrenfriedersdorf, ursprünglich Erinfridisdorf,
dann Irbersdorf, ebenfalls eine der ältesten bergmännischen Ansiede-
lungen auf dem Erzgebirge. Wahrscheinlich wurde es Mitte des 13.
Jahrhunderts gegründet. Schon 1315 lieferte es Zinn nach Geyer;
1407 wurde es zur Stadt erhoben. Zwei große Brände, 1802 und
1866 zerstörten die alten Gebäude. Nur die etwas höher, außerhalb
der Stadt stehende, alterthümliche, aber vielfach umgebaute Kirche läßt
sich in ihren ältesten Theilen als aus dem 14. Jahrhundert stammend
erkennen. Bemerkenswerth ist der eigenthümliche Aufbau des Thurmes.
Ein werthvoller und gut erhaltener Altar mit reichvergoldetem Schnitz-
werk und trefflichen Bildern, sowie ein ausgezeichnet gearbeiteter Kelch
aus dem 15. Jahrhundert sind sehenswerth.
Der tiefe Sauberger Stolln, unterhalb des Krebsberges mün-
dend, bildet den Schlüssel zum Abbau des Ehrenfriedersdorfer Ge-
birges. Das Gestein des Sauberges ist ein dünnblättriger Gneis
von dunkelgrauer Farbe. Man sieht den Rücken des Berges fast in
einer Breite von 1½ km mit aneinanderstoßenden Halden bedeckt,
welche sich bis gegen 500 m in der Breite ausdehnen und die Ober-
fläche des Höhenzuges vollständig einnehmen. „Dieß sind die Ueber-
reste des ehemals so wichtigen Zinn= und Silberbergbaues, von dessen
102 Dr. Köhler, Veilchensteine im Erzgebirge. Glückauf (Zeitschr.) 1884,