Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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drückten Kreis bildend. Die alte durch die Stadt führende Haupt- 
straße wird durch die Reihenfolge der drei Märkte, Holzmarkt, Roß- 
markt, Hauptmarkt, bezeichnet, und führte vom Nicolaithore bis zum 
Dresdner Thore in leicht gekrümmtem Bogen; die größere Hälfte der 
Stadt lag nördlich derselben. Von Nord nach Süd kreuzte die zweite 
Hauptlinie den Hauptmarkt auf der Westseite. Die vier Thore waren 
ziemlich ungleich vertheilt auf dem Umkreise der noch 1817 mit 
Mauern und Gräben umgebenen Stadt. Nach Mollers Chronik von 
Freiberg ist Anfang des 14. Jahrhunderts bei Chemnitz auch Berg- 
bau getrieben worden. Er erwähnt ein Pochwerk in der Nähe der 
Bierbrücke, eine Schmelzhütte am Niklasberge und einen Kupfer- 
hammer unterm Schloßberge. 
Die alte Burg Chemnitz stand nördlich der Stadt, auf der An- 
höhe, wo später das Benedictinerkloster gegründet wurde; angeblich 
schon 990, wahrscheinlich erst 1125. Von der Burg, die allem Ver- 
muthen nach auf der Stelle eines sorbenwendischen Gaugrafen= oder 
Herrenschlosses errichtet worden ist, vielleicht schon im letzten Viertel 
des 10. Jahrhunderts, worauf die Jahreszahl der angeblichen Kloster- 
gründung hindeutet, ist keine Spur mehr vorhanden; sind doch selbst 
die Gebäude des auf seiner Stelle errichteten und erst 1548 säcu- 
larisirten Klosters in der Hauptsache verschwunden, bis auf einen 
kleinen Rest. Nur die Schloßkirche giebt eine Andeutung über die 
Großartigkeit der einst hier vorhandenen Bauwerke. Dieselbe hat 
jedoch bedeutende bauliche Veränderungen erlitten. Aus einem ro- 
manischen Kirchenbau entstand eine dreischiffige Hallenkirche, welche 
1867 bis 1875 restaurirt worden ist. Das 1525 errichtete Haupt- 
portal, mit Astwerk, Baumstämmen und Figuren reich geschmückt, ist 
künstlerisch vortrefflich durchgeführt, und „wirkt bedeutend durch die 
Verbindung der Darstellung des Erlöserwerkes, welches die Engel 
jubilirend feiern“". Die Figur der h. Jungfrau ist vor Allem weich 
und anmuthig. (Steche VII, 11.) Im nördlichen Querschiff ist 
eine in Holz geschnittene Gruppe der Geiselung bemerkenswerth. 
Am Juße dieser Burg entstand aus dem wahrscheinlich auch hier 
schon vorhandenen sorbenwendischen Orte die Stadt, welche ebenfalls 
den Namen Chemnitz erhielt; urkundlich Cemniz, Kamenicz 2c. von 
kamena — das Steinhaus, wie die Burg im Gegensatze zu dem 
damals vorherrschenden Hausbau von Holz= und Plackwerk bezeichend 
genannt worden ist. Chemnitz erhielt 1143 Marktrecht, 1264 Stadt- 
recht, wurde 1136 durch Kaiser Lothar erweitert, im 13. Jahrhun- 
dert in seinen Befestigungen verstärkt und wahrscheinlich Ende des 
14. Jahrhunderts mit einer neuen Stadtumwallung versehen, wofür 
die zwei noch vorhandenen viereckigen Mauerthürme mit ihrem gegen
	        
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