Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Fixbleiche an (Schnellbleiche mit dephlogistisirter Salzsäure). „Schnell 
und wohlfeil“ sagt Schumann (Bd. 4, S. 526). „Es wird aber 
wenig Gebrauch gemacht.“ Das Chemnitzer Adreßbuch für 1886 
neunt sieben Bileichereien. 
Die Gespinnste wurden natürlich durch Handspinnerei gewonnen, 
und erst sehr spät hat die aus dem frühesten Alterthum stammende 
Weberei sich anderer als mit der Handspindel oder mit dem Hand- 
spinnrad gewonnener Garne bedient. 
Einen bedeutenden Umschwung in der Textilindustrie hatte schon 
die Erfindung der Handspinnmaschine hervorgerufen. In England 
wurde 1761 für Erfindung einer Maschine oder eines Instrumentes, 
mittels dessen eine einzige Person sechs Fäden von Wolle, Flachs, 
Hanf oder Baumwolle gleichzeitig spinnen könnte, ein Preis ausgesetzt. 
Die einfache Handspinnmaschine, welche der Erfinder J. Hargreaves 
nach seiner Tochter Jenny nannte, wurde schon 1775 durch die 
von Arkwrihgt erfundene und in Nottingham angelegte Spinnmihle, 
auf welcher Cylinder spannen, und durch die mit Wasserkraft ge- 
triebene Spinnmaschine weit überflügelt. Man baute jetzt Hand- 
getriebe (Mules), Klappenwerke (Tennys), welche einen lockern, zum 
Einschlag tauglichen Faden spannen, und Garnmühlen (Water frames). 
Arkwrihgt erfand die Watermaschine, den Hacker an der Krempel, die 
Krempelmaschine; 1779 Crompton die Mulemaschine; 1797 Snod- 
gras die Schlagmaschine. 1825 führte Dyes in Manchester die 
Röhrenmaschine (ttube frame) ein und Roberts erhielt das erste 
Patent auf die selt acting mule. In Sachsen waren zu dieser 
Zeit kleine Handmaschinen von 10 bis 20 Spulen zum Spinnen der 
Baumwolle im Gebrauch. 
Der erste Gedanke zum Bau der verbesserten englischen Hand- 
spinn= und Handkrempelmaschinen wurde durch Erzählungen von den 
englischen Maschinen 1791 in Chemnitz angeregt, und kurze Zeit 
darauf fertigten Forkel und Irmisch Krempel= und Spinnmaschinen. 
Binnen 10 Jahren wurden in Chemnitz, Frankenberg, Oederan u. s. w. 
über 4000 Handspinnmaschinen und über 300 große Krempelmaschinen 
aufgestellt. Da die Handspinnmaschine in der Regel 42 Spindeln 
zählte, so waren 168 000 Spindeln im Betriebe. Gebrüder Pflug- 
beil in Chemnitz lieferten vorwiegend stärkere Garnsorten. Noch 
1807 waren über 50 000 Menschen im Erzgebirge und dem an- 
stoßenden Vogtlande mit dem Spinnen von baumwollenen Garnen 
mit der Hand beschäftigt, und wenige Jahre darauf wurde das Hand- 
gespinnst nur zu den geringeren Geweben verwendet. 
Im Jahre 1782 fand die Spinnmaschine überhaupt die erste 
Verwendung, 1787 die Krempelmaschine. 1790 waren von der von
	        
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