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Die Mehrzahl der Baumpwollenspinnereien liefert vorzugsweise
Webegarne, und zwar um 1860 ungefähr 94. Von diesen arbeiteten
4 Webe= und Barchentgarn, 4 Docht= und Strickgarn, 3 Fransen—
garn, 11 Strumpfgarn, 19 Webe= und Strumpfgarne. Gegenwärtig
spinnt man Strumpfgarne, einfache Webgarne, zweifache Zwirne und
zweicylindrige Garne. Die verarbeitete Baumwolle ist zum Theil
langfaserige amerikanische, zum Theil kurzfaserige gelbe, chinesische,
seltener ostindische und indische. Die Länge und Beschaffenheit der
Faser im engsten Zusammenhange mit der Leichtigkeit der Enthülsung
bilden die Hauptanforderungen an die zu verspinnende Baumwolle;
die Bedürfnisse des Absatzes an das erzielte Gespinnst in Bezug auf
Stärke, Dichtheit und äußere Beschaffenheit des Fadens. Die deut-
schen Spinnereien haben ohne Ausnahme englische Weife und eng-
es Numerirungssystem. Die Durchschnittsnummer des Gespinnstes
der sächsischen Baumwollspinnereien wird auf 23 angegeben, d. h.
1 englisches Pfund Baumwolle ist zu einem Faden versponnen, welcher
23 Mal 2520 engl. Fuß mißt, also 57 960 engl. Fuß —= 17 665 m.
(Vgl. Sachsen und Thüringen, Grundzüge einer Vaterlandskunde,
1862, III, S. 67.)
Der nordamerikanische Krieg rief in der Baumwollenindustrie
eine so bedeutende Krisis hervor, daß ein großer Theil der sächsischen
Baumwollenspinnereien zum Stillstand kam. Von den 720 000 Fein-
spindeln, welche 1862 im Gange waren, befanden sich 1876 nur
noch 420 000 in Betrieb, welche Zahl sich seitdem sogar noch um
etwas vermindert hat. Ein großer Theil der unter den ungünstigen
Verhältnissen außer Betrieb gekommenen Spinnereien ist nach und
nach zu anderen Zwecken umgebaut worden. Aber auch Chemnitz ist
nicht mehr der Centralpunkt für Garne, wie die Stadt es früher
war, und die mächtigen Spinnereien, welche an anderen Orten nach
und nach entstanden sind, machen ihren Einfluß auf die hiesige
Spinnerei-Industrie fühlbar. Während Deutschland etwa 43¾/ Mil-
lionen Baumwollenspindeln besitzt, also sechs Mal so viel, wie die
erzgebirgische Baumwollenspinnerei, hat Großbritannien gegen 40 Mil-
lionen Spindeln, oder fast 10 Mal so viel als ganz Deutschland.
Wenn nun (nach Beutner, Das Zollbündniß der Ostmächte.)
18 Spindeln hinreichen, um den Bedarf von 100 Menschen zu decken,
F. Kohl, Spinnerei und Weberei, 1861.
J. D. Fischer, Der praktische Baumwollenspinner, 1855.
K. Neste, Die englische Baumwollenmanufactur, 1865.
Fischer, Die Fortschritte der Baumwollspinnerei.
Baines, Geschichte der Baumwollenmanufactur.
Bischoff, Das Manufacturwaaren-Geschäft.