Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 502 — 
Die Mehrzahl der Baumpwollenspinnereien liefert vorzugsweise 
Webegarne, und zwar um 1860 ungefähr 94. Von diesen arbeiteten 
4 Webe= und Barchentgarn, 4 Docht= und Strickgarn, 3 Fransen— 
garn, 11 Strumpfgarn, 19 Webe= und Strumpfgarne. Gegenwärtig 
spinnt man Strumpfgarne, einfache Webgarne, zweifache Zwirne und 
zweicylindrige Garne. Die verarbeitete Baumwolle ist zum Theil 
langfaserige amerikanische, zum Theil kurzfaserige gelbe, chinesische, 
seltener ostindische und indische. Die Länge und Beschaffenheit der 
Faser im engsten Zusammenhange mit der Leichtigkeit der Enthülsung 
bilden die Hauptanforderungen an die zu verspinnende Baumwolle; 
die Bedürfnisse des Absatzes an das erzielte Gespinnst in Bezug auf 
Stärke, Dichtheit und äußere Beschaffenheit des Fadens. Die deut- 
schen Spinnereien haben ohne Ausnahme englische Weife und eng- 
es Numerirungssystem. Die Durchschnittsnummer des Gespinnstes 
der sächsischen Baumwollspinnereien wird auf 23 angegeben, d. h. 
1 englisches Pfund Baumwolle ist zu einem Faden versponnen, welcher 
23 Mal 2520 engl. Fuß mißt, also 57 960 engl. Fuß —= 17 665 m. 
(Vgl. Sachsen und Thüringen, Grundzüge einer Vaterlandskunde, 
1862, III, S. 67.) 
Der nordamerikanische Krieg rief in der Baumwollenindustrie 
eine so bedeutende Krisis hervor, daß ein großer Theil der sächsischen 
Baumwollenspinnereien zum Stillstand kam. Von den 720 000 Fein- 
spindeln, welche 1862 im Gange waren, befanden sich 1876 nur 
noch 420 000 in Betrieb, welche Zahl sich seitdem sogar noch um 
etwas vermindert hat. Ein großer Theil der unter den ungünstigen 
Verhältnissen außer Betrieb gekommenen Spinnereien ist nach und 
nach zu anderen Zwecken umgebaut worden. Aber auch Chemnitz ist 
nicht mehr der Centralpunkt für Garne, wie die Stadt es früher 
war, und die mächtigen Spinnereien, welche an anderen Orten nach 
und nach entstanden sind, machen ihren Einfluß auf die hiesige 
Spinnerei-Industrie fühlbar. Während Deutschland etwa 43¾/ Mil- 
lionen Baumwollenspindeln besitzt, also sechs Mal so viel, wie die 
erzgebirgische Baumwollenspinnerei, hat Großbritannien gegen 40 Mil- 
lionen Spindeln, oder fast 10 Mal so viel als ganz Deutschland. 
Wenn nun (nach Beutner, Das Zollbündniß der Ostmächte.) 
18 Spindeln hinreichen, um den Bedarf von 100 Menschen zu decken, 
F. Kohl, Spinnerei und Weberei, 1861. 
J. D. Fischer, Der praktische Baumwollenspinner, 1855. 
K. Neste, Die englische Baumwollenmanufactur, 1865. 
Fischer, Die Fortschritte der Baumwollspinnerei. 
Baines, Geschichte der Baumwollenmanufactur. 
Bischoff, Das Manufacturwaaren-Geschäft.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.