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kommnung der Chemnitzer Maschinenspinnerei es möglich, eben so feine
Stoffe zu liefern, wie die Engländer. Die Regierung unterstützte
Nachahmung und Erfindung neuer Stoffe, Maschinen und Werkzeuge.
Im Jahre 1799 ertheilte die Regierung Prämien für die ersten Ver-
suche in halbseidenem geblumten Zeug, in gelben und gesprengten
Nankings, halbseidenem geblumten Droguet, Zeugen von Schafwolle
mit seidenen Streifen u. s. w.
Noch ist zu bemerken, daß ohne Vorwissen und Erlaubniß des
Chemnitzer Industrie-Amtmannes kein Ausländer Maschinenwerkstätten
und Fabrikanlagen besichtigen, und daß kein Maschinenbauer ohne Er-
laubniß Maschinen oder Modelle an Ausländer zeigen oder verkaufen
durfte.
Man braucht nur das Adreßbuch für Chemnitz aufzuschlagen,
um zu erkennen, in welchem Umfange die Weberei mit ihren zu-
gehörigen Branchen schon in der Stadt Chemnitz, abgesehen von den
Umgebungen derselben, betrieben wird. Es werden in demselben
83 Manufacturwaaren= und Modewaarenfabrikanten, 2 Kattunfabri-
kanten, sowie 461 selbständige Weber aufgeführt, ungerechnet das
zahlreiche Hilfspersonal, welches diesem Industriezweige angehört.
7 Bleichereien, 27 Färbereien, darunter die Chemnitzer Actienfärberei
und Appreturanstalt, 6 Seidenfärbereien, 5 Appreturanstalten für Web-
waaren, 13 Webstuhlbauer, einschließlich von 3 Maschinenfabriken,
welche Webstühle aller Art, Webmaschinen, Webschützen, Webeblätter
und Webutensilien, Zwirn -, Spul-„ Schlicht= und Zettelmaschinen,
Centrifugen, Trockenmaschinen u. s. w. bauen, 8 Webschützenfabrikanten,
6 Ketten= und Scheibenfabrikanten, 4 Webeblätter= und Zeugmacher,
11 Musterzeichner für Weberei, 8 Musterkartenschläger für Weberei
u. s. w. stellen das Hilfspersonal für die gesammte Webindustrie,
welche sich weit über die Umgebungen von Chemnitz hinaus erstreckt.
Es werden deutsche Leinen= und Baumwollenwaaren gefertigt, Bett-,
Matratzen= und Kummet-Drelle, Rohnessel, Kattun, Schirtings, Chif-
fons, Futterzeuge; Gardinenstoffe, Tischdecken, Damastdecken, baum-
wollene, halbwollene und ganzwollene Möbelstoffe, wollene und halb-
wollene Damaste und Ripse, Portièren= und Wagenstoffe, Tisch= und
Bettdecken, Moirées, Velvets, Moleskins und Velours; wollene, halb-
wollene und halbseidene Damenkleiderstoffe; baumwollene, halbwollene
und halbseidene gemischte Frauentücher, Decorationsstoffe, orientalische
Stoffe, Gold= und Silberbrocate, Plüsche und Cords, endlich einseitige
und doppelseitige Jutestoffe, Jutedecken u. s. w.
Die Anfertigung von Webwaaren hat seit etwa 50 Jahren eine
staunenswerthe Ausdehnung erreicht. Kaum ein anderes Gewebe hat
so viele Wechsel in Material und Anfertigung durchgemacht. Von