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in Oelsnitz bei Lichtenstein sind nicht besser wie in Hohenstein. Nur
die Arbeiter auf Decken haben bei geringem Lohne noch ausreichende
Beschäftigung.
Am Allgemeinen wendet sich die Nachfrage gegenwärtig in be-
merkenswerthem Grade den besseren Stoffen zu; eine Thatsache, welche
fast von sämmtlichen Fabrikanten bestätigt wird. Die baumwollenen
Waaren haben einen sehr starken Absatz gehabt, allerdings bei etwas
niedrigeren Preisen als im Vorjahre; doch hat das Tagelohn in der
Baumwollenspinnerei und Weberei, je nach Tüchtigkeit und Zuver-
lässigkeit des Arbeiters, immer noch von 1,20 bis zu 2,40 Mark
betragen. Shirtings und breite Cambrics, ferner Futterstoffe, ge-
druckte oder faconnirte Cambrics und Satins, gedruckte, ein = und
zweiseitig gerauhte Barchente, Flanelle, Callicos, Levantines u. s. w.
mit Bordüren oder glatt, sowie Möbelcallicos und doppelseitig be-
druckte Crépes sind in bedeutenden Quantitäten abgesetzt worden.
Unter den gemischten Geweben haben besonders Phantasie= und feine
Modeartikel obenan gestanden; besonders schwere Gewebe aus reiner
Wolle. Alle Arten von Kammgarnstoffen, Kaschmirs, Merinos und
Fancys haben ein lebhaftes Geschäft gehabt, wenn auch nur zu mäßig
hohen Preisen. Die Arbeitslöhne in der Webeindustrie gemischter
Stoffe sind natürlich sehr verschiedene, je nach der Art des Stoffes
und seiner Herstellung, sowie der Geübtheit und Zuverlässigkeit des
Arbeiters, angeblich zwischen 1,50 und 3,50 Mark. Auch Möbel-
und Gardinenstoffe, Damaststoffe und einzelne Gattungen von Tisch-
decken haben guten Absatz gehabt, und auch hier macht sich im All-
gemeinen der Begehr für bessere Qualitäten geltend. Das große
Publikum scheint endlich zu der Ueberzeugung zu kommen, daß man
besser thut, für reelle und solide Waare mehr zu geben, als sich
mit den bekannten billigsten Schleuder= und Massen-Artikeln zu ver-
sehen.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die baumwollenen, halb-
wollenen und halbseidenen 2c. Stoffe des sächsischen Webe-Industrie-
Bezirkes eine beachtungswerthe Stellung auf dem Weltmarkte ein-
nehmen.
Unter den Hülfs= und Vollendungsarbeiten der Textil-Industrie
ist außer der Bleicherei für naturfarbene Stoffe die Druckerei,
Färberei und Appretur von großer Bedeutung.
Die Chemnitzer Baumwollen-Färberei hat weit und breit
einen guten Namen erworben. Nach manngifachen vergeblichen Ver-
suchen, welche zwischen 1763 und 1776 gemacht worden waren, ge-
lang es, wirklich gut zu färben. So stand um 1800 die Türkisch-
roth = Färberei wegen ihrer ganz vorzüglichen Leistungen in hohem