Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Die Wollengarnfärberei gewann ebenfalls in den letzten Jahren 
einen befriedigenderen Geschäftsgang. Bunte und carrirte Artikel 
wurden gesucht. Auch bei der Baumwollengarnfärberei war ein Auf- 
schwung bemerkbar, hauptsächlich durch die Möbelstoff= und Strumpf- 
branche. In den v0er Jahren freilich war sie ein höchst gewinn- 
bringender Geschäftszweig, dem sich folgedessen zahlreiche Etablissements 
zuwandten. Dadurch gingen die Färbelöhne wesentlich zurück. Dessen 
ungeachtet sind gut eingerichtete Färbereien unter sachverständiger Lei- 
tung noch immer ertragsfähig. Die Strumpf-, Möbelstoff= und Stück- 
Färbereien gehen befriedigend; die Baumwollenfärberei nahm in der 
Strumpf= und Handschuhbranche einen Aufschwung. Der große Be- 
darf der Strumpfwirkerei zur Herstellung von im Garne gefärbter 
glatter Waare gab den Hauptanstoß; doch blieben die Bedürfnisse der 
Weberei nicht weit zurück. 
Auch die Seidenfärberei hat an Umfang gewonnen. Auch hier 
erfolgt die Arbeit meist durch Maschinen. Wasch= und Klopfmaschinen 
reinigen nach jedem Färbergange die Waare; Centrifugen und Quetsch- 
maschinen entwässern dieselbe, nachdem sie von Beizen befreit und aus- 
gedrückt wurde; Chevalirmaschinen verleihen Glanz und Ansehen. 
Auch die Färberei von halb= und ganzseidenen Handschuhen hat ein 
lebhaftes Geschäft gehabt. 
Die Appreturbetriebe, unter ihnen oben an die Chemnitzer Actien- 
färberei und Appreturanstalt, sind hauptsächlich mit der Appretur 
wollener Kleider= und Mantelstoffe beschäftigt, wenngleich neuerdings 
manche Artikel ohne Appretur in den Handel kommen; nächstdem mit 
der Appretur von Futterstoffen aus Wolle und Baumwolle, sowie auch 
mit der Appretur baumwollener und wollener Schlafdecken. 
Die Tuchfabrikation wird in Chemnitz gar nicht mehr betrieben; 
sie hat sich nach Döbeln, Roßwein, Waldheim und Leisnig gewendet, 
wo wollfarbige Tuche, hauptsächlich für den Export nach dem Orient, 
aber auch Buckskins, Rock= und Hosenstoffe gefertigt werden. Die 
Fabrikation von Cassinetten und ähnlichen Stoffen bestand hauptsäch- 
lich in Zschopau, hat aber auch in den letzten 10 Jahren fast ganz 
aufgehört. Flanelle werden in Böhringen, Hainichen, Frankenberg, 
Oederan gefertigt, sowohl ganzwollene, als auch halbwollene. Ge- 
streifte, carrirte halbwollene, reinwollene, einfarbige und carrirte 
Unterrock -, Jacken= und Schürzenflanelle, Moltons, Boi, Lama und 
Velour, festgewalkte Stoffjacken für Männer, Unterröcke mit bordirten 
Kanten 2c. Die bunten Flanelle fast ausschließlich für das Inland, 
die glatten, weißen und einfarbigen für den europäischen Continent, 
sowie für China, Japan, Vorder-Indien, Südamerika 2c., wo sie als 
„Saxony flanells“ seit Jahrzehnten eingeführt sind. Auf dem
	        
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