Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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durchgesehen (repassirt) und jeder gefundene Fehler oder Defect mit 
der Nadel ausgebessert wird. Die fertige Waare wird nach noch- 
maliger Durchsicht in Dutzenden und Halbdutzenden gebunden, in 
Cartons gepackt und mit den nöthigen Etiketten versehen. Die Fabri- 
kation umfaßt alle Arten von Strumpfwaaren, Strümpfe, Hosen, 
Jacken, Westen u. s. w. von den billigsten Sorten in rohem, weißem, 
gefärbtem oder buntem Garn bis zu den allerfeinsten und besten 
Qualitäten in Baumwolle, fil d'Ecosse, Halbwolle, Wolle, Halbseide 
und Seide. Ein großer Theil der sogenannten Phantasieartikel wird 
nach Muster aus dem dazu verabreichten Material in den Dörfern 
des Webebezirkes gearbeitet. Die Fabrikate finden Absatz nach allen 
Welttheilen, vorwiegend jedoch nach Nordamerika. „Es ist aner- 
kannt, daß die Fortschritte der Wirkindustrie des Bezirkes in Billig- 
keit, Güte und zugleich Geschmack einen großen Vorsprung gegen 
England und Frankreich haben erreichen lassen.“ (Chemnitzer Tage- 
blatt 1886, Nr. 139.) 
In den jüngstvergangenen Jahren hatte die Wirkindustrie schwere 
Zeiten durchzumachen. Mit der Vermehrung der Kraftstühle war 
eine Steigerung der Production eingetreten, welche große Ge- 
fahren mit sich brachte, da das maßlose Wachsen der Vorräthe mit 
sehr mittelmäßigem Geschäftsgange und unausgesetztem Sinken der 
Preise verbunden war. 
Die Fabrikation von Strumpfwaaren hat sich jedoch wieder 
wesentlich gehoben. In Chemnitz fertigte man hauptsächlich reguläre 
Strumpfwaare, geschnittene Strumpfwaare von Rundmaschinen, ge- 
minderte Strümpfe von Strickmaschinen, baumwollene Strumpfwaaren, 
aber auch wollene Strickwaaren, Herren= und Damenwesten, gestrickte 
Frauenröcke u. s. w. Wollene gestrickte Socken, Frauen= und Kinder- 
strümpfe waren weniger gesucht. In Lichtenstein fertigte man baum- 
wollene, wollene und imitathalbwollene Flor= und Seidenstrumpf- 
waaren, besonders Herrensocken, Frauen= und Kinderstrümpfe; in 
Stollberg baumwollene, rohe glatte, reguläre Frauen= und Kinder- 
strümpfe und Herrensocken, besonders für die Ausfuhr nach Nord- 
amerika; in Limbach und Burgstädt Strumpfwaaren aller Gattungen; 
in Geringswalde hauptsächlich auf der Strickmaschine hergestellte 
Strumpfwaaren, vor Allem feine und theure Strümpfe. Dagegen. 
klagte man in Thum über den Rückgang der Wirkerei, da die zu- 
nehmende Verbreitung der Strickmaschine und die allgemeiner wer- 
dende Handstrickerei die Fabrikation starker Strümpfe sehr beeinträchtige. 
Die gestreiften und gemusterten Strümpfe sind gesuchter wie die glatte 
Farbwaare; doch werden die gefärbten und Maco-Strümpfe mehr in. 
geschlossenen Etablissements als von der Hausindustrie angefertigt.
	        
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