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Im Ganzen bleibt aber, trotz der im Allgemeinen günstig sich ge—
staltenden Verhältnisse, der Gewinn doch nur innerhalb bescheidener
Grenzen.
Die Handschuhfabrikation hat in jüngster Zeit eine
Krisis zu bestehen gehabt. Die Ueberproduction, besonders in gerin—
gerer Waare (Schundwaare) hatte dergestalt überhand genommen,
daß sie ein gewaltsames Ende nehmen mußte. Besonders in Kulir—
handschuhen wurden große Vorräthe zu jedem Preise verschleudert.
Die Gesundung der Verhältnisse wird hauptsächlich dadurch bedingt,
daß zu den mehr als unterwerthigen Preisen überhaupt nicht weiter
gearbeitet wird. Es ist ja unvermeidlich, daß durch das Bestreben, auf
Kosten der Qualität immer billigere Sorten zu fabriciren, ganz un—
haltbare Verhältnisse geschaffen werden.
Die Handschuhbranche hat sich nur dort allein aufrecht erhalten
können, wo sie auf einer soliden Grundlage stand. Bei dem niedrigen
Stande der Preise erwächst aus der in den Vereinigten Staaten
Nordamerikas sich immer mehr ausbreitenden Handschuhfabrikation
noch eine besondere Gefahr. Kulirhandschuhe, deren Herstellung in
feinen Sorten die höchste Geschicklichkeit des Arbeiters verlangt, sind
fast gar nicht begehrt. Ganzseidene und seidenplattirte Handschuhe
gehen recht gut, aber nur bei sehr billigen Preisen. Handschuhe mit
Spitzen von Glacéleder sind gesucht. Dagegen sind baumwollene
Atlas= und Tricothandschuhe, Kammgarn= und Cachemirhandschuhe,
selbst bei ruhigen und einfachen Farben (Modebraun, Gold, Grau,
heller oder dunkler) zurückgegangen. Die Herstellung von Lamahand-
schuhen ist ganz unlohnend geworden.
Auch in der Anfertigung von Tricotstoffen hat sich die
Production bedeutend gesteigert, ohne eine entsprechende Preiserhöhung
mit sich zu bringen. Tricotstoffe werden zu Frauentaillen, Kinder-
kleidern und Herrenanzügen massenhaft verbraucht, sowohl in den ge-
wöhnlichen, glatten Tricotstoffen, als auch in gemusterten und Waffel-
stoffen. Man fertigt baumwollene, halbwollene und wollene Tricot-
stoffe, sowohl in Streichgarn, als auch in Vigogne, besonders zu
Unterkleidern. Auch Tricotstoffe aus Kammgarn sind begehrt, und in
allen Gattungen derselben werden praktische und geschmackvolle Neu-
heiten angefertigt. Das Absatzgebiet der Tricotstoffe dehnt sich immer
weiter aus. Die einfarbigen Stoffe sind die gesuchtesten; gemusterte
müssen sich erst Bahn brechen. In neuester Zeit fertigt man auch
einfarbige, sowie mehrfarbige schillernde Tricotstoffe. Man ver-
anschlagt den Werth der Ausfuhr des Chemnitzer Bezirkes in Wirk-
waaren auf durchschnittlich 26 Millionen Mark.
- Im Allgemeinen darf man aber wohl auch hier darauf hin-