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pagnie“ umgewandelt, welches jedoch nach kurzer Zeit nicht mehr
lebensfähig war. Auch eine nicht unbedeutende Anzahl von kleineren
und größeren Maschinenbau-Werkstätten waren schwer bedrängt, so
daß ein Theil derselben seine Arbeiten einstellen mußte. Unter den
fortarbeitenden sind Borchardt für Dampfmaschinen, Tetzner & Pfaff
für Spinn= und Druckmaschinen, Götze & Hartmann (Streichwoll-,
Haubold jun. (Kammwoll-), Schwalbe, Seifert für Spinnmaschinen,
Schnebely für Druckmaschinen, Auerbach, Nendel für Jacquard= und
Spulmaschinen zu nennen. Schönherr in Nieder-Schlema baute aus-
schließlich die patentirte Schönherr'sche Webmaschine.
Nur der Intelligenz und Thatkraft einzelner Männer war es
zu danken, daß der ganze Maschinenbau nicht schon nach einem glück-
lichen Anfang wieder zu Grunde ging.
Unter diesen Männern nimmt Richard Hartmann)) die
oberste Stelle ein. Sohn eines Weißgerbers zu Barr im Elsaß,
1809 geboren, 1878 gestorben, hatte er das Zeugschmiedhandwerk ge-
lernt. 1832 kam er auf seiner Gesellenwanderung nach Chemnitz
und fand in der Maschinenbauanstalt von Haubold Arbeit. Mit
rastlosem Eifer und dem ihm angeborenen Geschick machte er sich
bald in der ihm ungewohnten Thätigkeit heimisch. Er machte sich
selbständig und eröffnete mit drei Arbeitern eine Maschinenbauwerk-
stätte, die er unter schwerem Ringen aufrecht erhielt. Hartmann hatte
erkannt, daß nur ein ununterbrochenes Fortschreiten in den technischen
Einrichtungen der gefertigten Maschinen das Gedeihen im Gefolge
habe. 1840 führte er die von ihm erfundene Vorspinnvorrichtung
für Streichgarn, die Kontinue, aus. 1841 verlegte er seine Fabrik
nach der Klostermühle, aber schon 1845 gründete er die Fabrik an
der Leipziger Straße, mit Dampfmaschinenfabrik. Die Maschinen
für das Spinnereifach, für Baumwoll= und Kammgarn und die un-
ermüdlich eingeführten Verbesserungen derselben trugen wesentlich zum
Aufschwunge des Spinnereigeschäftes bei. Nach und nach führte Hart-
mann fast alle Zweige des Maschinenbaues ein, welcher einen gewal-
tigen Aufschwung nahm. Dem Bau von Dampfmaschinen schloß sich
1845 die Anfertigung von Dampfkesseln und gegen 1850 die An-
fertigung von beweglichen Dampfmaschinen (Locomotiven und Loco-
mobilen) an. Hartmann, unter dessen Leitung der Maschinenbau sich
zu großartiger Ausdehnung entfaltet hatte, hatte das größte Ma-
schinenbau-Etablissement von Chemnitz geschaffen, welches noch jetzt,
außer einer großen Zahl von Beamten, 3000 Arbeiter beschäftigt.
471 *) Zöllner, Geschichte der Fabrik= und Handelsstadt Chemnitz, Seite
ff.