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1871 ging das Hartmann'sche Unternehmen an eine Actien-Gesell-
schaft über.
Die Bedürfnisse der Landwirthschaft und des Feuerlöschwesens
hatten zwar damals schon zu dem Bau von landwirthschaft-
lichen und Feuerlösch-Maschinen Anstoß gegeben; für
erstere besonders seit Ablösung der Frohndienste und der beginnenden
Zusammenlegung der Grundstücke. Der Bau der landwirthschaftlichen
Maschinen nahm allmälig und von den größeren Gütern und Wirth-
schaften ausgehend an Umfang und Bedeutung zu, hauptsächlich in
Chemnitz, wenngleich ein großer Theil der im Erzgebirge zur Ver-
wendung kommenden landwirthschaftlichen Maschinen aus dem Unter-
lande, aus Leisnig, Frankenberg, Döbeln u. s. w., sowie aus dem
Auslande stammt. Die geringe Anzahl der großen Güter, das Ucber-
wiegen der zersplitterten kleinen Bauernhöfe ohne finanzielle und
wirthschaftliche Lebenskraft auf der einen Seite, die starke ausländische
Concurrenz auf der anderen Seite beschränkten den Bau landwirth-
schaftlicher Maschinen hauptsächlich auf kleinere Werkstellen. Erst in
der neuesten Zeit fertigten auch größere Etablissements landwirth-
schaftliche Maschinen, besonders seit dem Frühjahr 1882, welches
einen starken Absatz nach den deutschen Staaten, sowie auch nach
Rußland und Oesterreich mit sich brachte. Das Jahr 1884 brachte
einen lebhaften Gang dieses Fabrikationszweiges, welcher an Bedeu-
tung gewinnt, je mehr seine Erzeugnisse in der Bebauung und Be-
wirthschaftung von Grund und Boden Eingang finden. Der Auf-
schwung im Bau landwirthschaftlicher Maschinen hat sich, wenn auch
in mäßigem Umfange, bis jetzt erhalten.
Die Herstellung von Feuerlöschgeräthen hat besonders seit 1842,
in welchem Jahre zahlreiche Feuersbrünste erzgebirgische Städte zer-
störten, an Ausdehnung gewonnen. Es werden größere und kleinere
Fahrspritzen, Krücken-, Hand= und Tragspritzen für Deutschland, Ruß-
land 2rc. gefertigt. Namentlich waren in der neuesten Zeit die soliden
Fabrikate an Feuerspritzen, Pumpen und Armaturen besonders für
den deutschen Markt gesucht. Acht Fabrikanten beschäftigten sich mit
der Herstellung von Blitzableitern, während drei Bronzegießereien die
Metalltheile (Cylinder, Ventile, Schraubenkuppelungen u. s. w.) für
die Feuerspritzenfabrikation herstellen.
Ein großer Theil der 114 Maschinenfabriken von Chemnitz fertigt
die verschiedenen Maschinen und Maschinentheile für die Textil-Industrie.
An erster Stelle sind zu nennen die Spinnereimaschinenbei
Hand-, Wasser= und Dampfbetrieb, die Zwirn= und Spulmaschinen
u. s. w. Vorwiegend sind drei größere Maschinenfabriken (Schimmel & Cie.,
Küchenmeister und die Dampf= und Spinnerei-Maschinenfabrik, vor-
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