Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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diesen verschiedenen Bauperioden sind deutlich erkennbare Theile er- 
halten *). 
Die nicht vollständig genau von West nach Ost gerichtete Hallen- 
kirche mit architektonisch gegliedertem Chor hat eine Gesammtlänge von 
64 m und eine Gesammtbreite von 25 m, von welcher ungefähr 
10 m dem Mittelschiff angehören. Die innere Höhe beträgt nur gegen 
16 m. Das Gewölbe des Mittelschiffes ist eigenthümlich zwiebel- 
förmig ausgebogen; die Verhältnisse scheinen nicht ganz günstig; dessen 
ungeachtet ist der Gesammteindruck ein außerordentlich ansprechender. 
Die auf beiden Seiten des Schiffes um die zum Theil nach Innen 
gerückten Strebepfeiler kanzelförmig herumgreifenden Emporen sind 
mit einer Brüstung von durchbrochenem Maßwerk eingefaßt. Die Zeit 
der Erbauung der einzelnen Theile der Kirche wird von Herrn Bau- 
rath Mothes in nachstehender Weise bestimmt. Der Unterbau des 
Thurmes, zu beiden Seiten des Portales 1328; der Vorbau des 
Portales auf der Thurmseite 1383; der „Koller“, d. h. der Raum 
zur Aufbewahrung von Oel und Wein 1478 und 1479; die auf der 
Südseite befindliche „Brauthalle“ 1476; die Nordseite und ihr Neben- 
schiff von 1506 bis 1516, davon der Theil an der Sakristei bis 
1511; die Südseite und ihr Nebenschiff 1517 bis 1529; das neue 
Gewölbe des Mittelschiffes von 1530, wo das alte Gewölbe wegge- 
nommen wurde, bis 1536. . 
Der Chor wurde 1453 bis 1470 erbaut und 1563, nachdem 
ein Theil des Gewölbes eingestürzt war, mit zwei neuen Pfeilern 
und neuem Gewölbe versehen. Oberhalb des Kollers befindet sich die 
„Götzenkammer“, also genannt, weil eine Anzahl katholischer Bilder 
und Figuren nach der Reformation und dem sie begleitenden Bilder- 
sturme hier aufbewahrt wurden. Oberhalb der Brauthalle befindet 
sich der Saal der Kalandbrüderschaft. Am Ostende des Schiffes ist 
auf der Südseite eine einfache, auf der Nordseite eine interessante 
doppelte Wendeltreppe; auf der Nordseite des Thurmes ist auf 
kleinstem Raume eine neue Wendeltreppe für die Besteigung des 
Thurmes, sowie ein Kohlen= und Wasseraufzug für den Thürmer 
eingefügt. Der Thurm, dessen Kern wahrscheinlich schon bei dem 
ersten Bau der Kirche gegründet wurde, ist jedenfalls schon um 1290 
vergrößert und erhöht worden. 1328 erhielt er eine Verstärkung 
von Quadern und 1475 wurde ein vergoldeter Wetterhahn auf die 
niedrige und stumpfe Spitze aufgesetzt. Durch Blitzschlag 1482 be- 
schädigt, wurde er um ein Stück erhöht, ein Achteck und 1499 ein 
*) O. Mothes, K. Baurath, Werkmeister zu St. Marien, Baugeschichte der 
St. Marienkirche zu Zwickau. Zwickau, Günther, 1885.
	        
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