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zweig der Zwickauer Gegend. Die Chronik von Thomas (1656) sagt:
„Eine halbe Meile von Zwickau, gegen den Schneeberg und Kirchberg
zu, zwischen dem Schloß Planitz und den Dörfern Bockwa und Wil-
kau, auf den Hohendörfer und Kainsdorfer Bergen, findet man Stein-
kohlen. Wenn man den Berg an etlichen Orten ein Lachter, an
etlichen aber, sonderlich gegen Planitz mehr abräumet, da trifft man
einen Fletz oder schwebenden Gang von weichen Steinkohlen an, welche
fast viertenhalb Lachter tief dick liegen, wiewohl an einem Ort tiefer
als am andern, und darunter einen Stein, unter welchen sie wieder
die Kohle schlagen, welche alsdann hart sein, und die man Bech-
Stein-Kohlen nennet, derenthalben, daß sie dem Bech ähnlich sein an
Schwärtze und Glantz. Weiter unter diesem Gang ist ein bichichter
Kobalt, und wird darunter ein Kieß, so alaunisch ist, zerstreut ge-
funden. Diese Kohlen werden von den Schmiedten täglich herein ge-
bracht; sondern aber in andere umbliegende Städte als nach Altenburg,
Leipzig, Merseburg 2c. geführt.“
Im Jahre 1884 war die Zahl der Steinkohlenwerke eine ganz
bedeutende. Es bestanden sieben Actiengesellschaften, welche 20, und
dreiundzwanzig Steinkohlenwerke in Privatbesitz, welche 39 Schachte
mit Maschinenförderung betrieben. Im Ganzen zählte man 85 Schachte
und 5 Wetterschachte. Als tiefster Schacht gilt der Einigkeitsschacht
des Brückenbergvereins (750 m), während Schacht Nr. I der v. Ar-
nim'schen Steinkohlenwerke die geringste Tiefe hat (25 m). Die tiefste
Fördersohle des Reviers liegt 691 m unter Tage.
Man unterscheidet im Zwickauer Kohlenbecken drei Steinkohlen-
flötze. Das Seegen-Gottes-Flötz, 6,, m mächtig, aber wenig ver-
breitet, streicht zum Theil aus, zum Theil zersplittert es sich in eine
Anzahl schwächerer Flötze. Das Planitzer Flötz, 10 m mächtig, weit
verbreitet, in drei Abtheilungen durch schwächere Ablagerungen von
Schiefern getrennt. Das Rußkohlenflötz bei Bockwa, 8 bis 9 m mächtig.
Zwei Dinge übten auf die Gestaltung des Steinkohlenbergbaues
den größten Einfluß aus: seit Anfang der 20er Jahre begehrten die
Eisenwerke statt der theuren Holzkohle die Steinkohle, und seit 1826
wurde die Dampfkraft zur Wasserhaltung und Kohlenförderung benutzt.
Im Anfange und noch 1831 waren auf dem Gitterseer Werke (bei
Potschappel) und anderen schwerfällige, langsam arbeitende Balancier-
maschinen, d. h. Maschinen mit einfach wirkendem Dampfe, wo durch
entsprechende Gegengewichte der Aufgang des Balanciers bewirkt wurde.
So gab es 1836 nur eine einzige Dampfmaschine, und zwar auf
einem Planitzer Werke, im ganzen Kohlendistricte von Zwickau. Wer
bei Neudörfel auf der Höhe stand, sah zwischen dem Dorfe Schede-
witz und der Stadt, sowie im ganzen Westen der Schneeberger Chaussee,