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bis über die Reichenbacher Straße hinaus, nur eine große Fläche
Feld, welche im Osten vom Mühlgraben und der Devrient'schen Fabrik
begrenzt wurde.
Wenn nun auch 1823 schon die den Kohlenabbau beengenden
Vorschriften gefallen waren, so trat doch erst Anfang der 40er Jahre
mit der Gründung größerer Actienunternehmungen und der Aufstellung
einer entsprechenden Anzahl von Dampfmaschinen der großartige Auf-
schwung der ganzen Kohlenindustrie ein. Noch im Jahre 1840
wurden nur ⅜¾8 Millionen Centner Kohlen gefördert; im Jahre 1850
schon 4 Millionen, 1856 = 7 Millionen, 1863 — 14 Millionen,
1872 = 34 Millionen, 1881 = 47 Millionen Centner. In 40
Jahren war die Steinkohlengewinnung um das 63fache gestiegen.
1884 schätzte man die Kohlenförderung auf 50 Millionen Centner
( 322⅝ Millionen Hektoliter); von diesen wurden in 10 Coks=
bereitungsanstalten 1⅛ Millionen Centner Coks und bei der Bri-
quettesfabrikation aus ca. 4000 Karren Waschkohle 1½⅛ Millionen
Briquettes gefertigt. Die Coksfabrikation wurde 1830, die Fabri-
kation der Briquettes nach 1840 eingeführt.
Durch Unvorsichtigkeit und andere Veranlassungen sind wieder-
holt Kohlenflötze in Brand gerathen. Die frühesten Kohlenbrände
werden in die Vorzeit zurückgelegt, denn die Brände des 16. Jahr-
hunderts sind nicht die ersien gewesen. Der größte, durch ein Paar
Jahrhunderte hindurch fortdauernde Brand wurde 1641 auf Planitzer
Revier durch die Kaiserlichen hervorgerufen, welche die Schachthütten
ansteckten. Der Brand ging auf den Schachthölzern in die Tiefe und
wechselte wiederholt in seiner Stärke. 1837 legte Dr. Geitner Gärten
auf den Kohlenbränden an, welche er 1846 durch Warmhäuser ver-
größerte. 1862, als der Kohlenbrand fast vollständig erlosch, hörte
die Gärtnerei auf und 1882 wurden die Gebäude abgetragen.
Bei einer Anzahl von Kohlenwerken sind aber auch schon die
Kohlenflötze abgebaut. In Bockwa und Oberhohndorf werden allem
Vermuthen nach binnen wenig Jahren die letzten Kohlen gefördert
sein, und nur die vier großen Actiengesellschaften (Brückenberg, Bürger-
schacht, Vereinsglück und Erzgebirgischer Steinkohlenbau-Verein) mit
ihren ausgedehnten Kohlenfeldern werden noch längere Zeit (man
spricht von 50 Jahren) Kohlen gewinnen können. Wenn einmal die
Kohlenwerke abgebaut sind, vielleicht schon, wenn größere abgebaute
Strecken aneinander stoßen und Tagewasser durch Spalten in die
hohlen Räume eindringend das Deckgebirge aufweichen, werden größere
Einbrüche stattfinden. An Vorboten fehlt es nicht. Die Zahl der
kleinen Werke, welche ihr Kohlenfeld abgebaut haben, nimmt mit jedem
Jahre zu. Ueberall, wo die großen Höhlungen keine besonderen