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die dünneren natürlich mehr als die dickeren. Die dunkleren Schiefer
stehen an Festigkeit und Dauer den besten ausländischen vollkommen
gleich. Thatsache ist, daß mit Lößnitzer Schiefer gedeckte Dächer ohne
irgend eine beträchtlichere Reparatur über ein Jahrhundert gelegen
haben. Die Lößnitzer Schiefer haben einen metallartigen Glanz, sind
aber weder so glatt, noch so ebenflächig, noch brechen sie in so großen,
rechteckigen Tafeln, wie man sie für flachere Dächer braucht; dagegen
sind sie für steilere Dächer vortrefflich. Die ungünstigen Verhältnisse
innerhalb der Gesteinsmassen vertheuern aber den Dachschiefer außer-
gewöhnlich; denn auf 100 ebm Bruch kann man nur 5 ebm Dach—
schiefer rechnen. Die Hälfte der Arbeiter ist ausschließlich mit dem
Wegräumen des unbrauchbaren Gesteines beschäftigt. Außer Dach-
schiefer gewinnt man noch Platten für Tische, Fenstersohlbänke, Thür-
sohlen, Treppenstufen, Brunnen= und Schleusendecken, Zaunsäulen,
Wassertröge u. s. w.).
Von einem Felsenvorsprunge oberhalb der Eisenbahnbrücke von
Nieder-Schlema hat man einen anmuthigen Blick über das Mulden-
thal; vom Hubert (Hohe Warte) und von der Häusergruppe „Dürre
Henne“ eine gute Aussicht gebirgsaufwärts.
Unmittelbar hinter dem Blaufarbenwerk Nieder-Pfannenstiel
mündet das von hohen Wänden eingeschlossene Waldthal des Rumpels-
baches, weiter aufwärts das Zweibrückenthal abzweigend. Wendet
man sich hinter dem Blaufarbenwerke aufwärts, so gelangt man auf
aussichtsreicher Waldstraße nach Ober-Pfannenstiel und von da nach
dem Thurme auf dem Spiegelwalde (1 1½ Wegstunde). Die Aussicht
von demselben ist eine vortreffliche. Von der Dreibrüderhöhe bei
Wolkenstein, den Höhen bei Sayda und Seiffen und vom Bärenstein-
berge an sieht man den ganzen Gebirgskamm entlang bis zum
Schneckensteine und zum Kuhberge bei Schnarrtanne. Im Westen
schließt seitwärts des Gleesberges der Höhenzug des Hirschsteines die
Aussicht ab, den leuchtenden Wasserspiegel des Filzteiches mit seinen
Umgebungen vor sich.
Dicht unterhalb des Bahnhofes liegt die Holzstoff= und Papier-
fabrik zu Nieder-Schlema. Von einem Pavillon auf einem
Felsenvorsprunge an der neuen Straße nach derselben hat man einen
guten Einblick in das Thal. Die Holzschleiferei der Papierfabrik ist
bedeutend vergrößert. Der Lumpensammler mit Kratze und Hacke ist
schon längst nicht mehr der Haupt-Rohstofflieferant für die Papier=
fabrikation. Bei dem außerordentlichen Wachsthum des Papier-
verbrauchs mußte man schon längst nach Ersatzmitteln suchen; das
*) Erläuterungen zur geogn. Karte, Sect. 126. Lößnitz. K. Dalmer.