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noch ein besonderer, theoretischer und praktischer Unterricht im Metall-
drücken ertheilt wird. Im Sommerhalbjahr 1887 zählte die Schule
43 Schüler. (Deutsche Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in Sachsen.
10. Jahresbericht, Michaelis 1886 87.)
76. Blechlöffel. Plechwaaren.
Die Blechlöffel= und Blechwaarenfabrikation haben in der Gegend
von Auc und gebirgsaufwärts seit langer Zeit ihren Sitz.
Die Blechlöffelfabrikation wird gegenwärtig noch in Beierfeld, Berns-
bach und Lauter betrieben. Schumann nennt (1. 325.) Beierfeld und
Sachsenfeld als Mutterorte dieses Erwerbszweiges und (1814) Berns-
bach, Pfannenstiel, Wildenau, Pöhla, Raschau, Zschorlau, Neuwelt,
Grünstädtel, so wie die Städte Aue und Grünhain als die Orte, über
welche dieser Erwerbszweig sich ausgebreitet habe. Dieselbe wurde
1710 durch einen Schlossergesellen in Beierfeld eingeführt und die
nach demselben benannten Schlosserlöffel (lange) und Doppellöffel
(runde) angefertigt. Später unterschied man 21 Sorten, und zwar
sieben Arten gemeine Löffel (dicke, Silber „rundpolirte, breite, schmale,
Bauer-Pfennig“), 3 Arten Kinderlöffel, 3 Arten gemeine und 4 Arten
dicke Potagelöffel, 3 Arten Rahmlöffel und schließlich Kaffeelöffel.
Ursprünglich waren die Plattenschmiede (in Aue, Pöhla, Raschau,
Rittersgrün) von den Löffelmachern (in Beierfeld, Bernsbach) getrennt,
doch in Zschorlau, Grünstädtel und Wildenau waren die Platten-
schmiede gleichzeitig Löffelmacher. Die Löffel wurden nicht, wie der
Name vermuthen ließe, aus Blech, sondern aus Stabeisen gemacht.
Die ganze Löffelfabrikation beruhte auf Handarbeit. Die Platten,
von denen je nach der Stärke 8, 9, oder 17, 18 auf das Pfund
gingen, wurden durch die Plattenschmiede hergestellt. An einem
Feuer arbeiteten in der Regel drei Mann, ein Arbeiter aus dem
Feuer, ein Aufschläger und ein Ausstieler. Die ersten beiden machten
das Eisen nach vorn breit und gaben ihm die Schale (Laffe, Löffel-
form): der dritte dem Stiele die Facon. Ein Meister hatte bis zu
drei Feuer im Gange. Die Platten wurden in Paketen abgeliefert
und kamen nun in die Hände der Schwarzarbeiter, welche sie ver-
tieften, beschnitten und ihnen, natürlich aus freier Hand, die Facon
gaben. Bei einem Beierfelder Geschäft erfolgte dies letztere jedoch
schon in den sechziger Jahren vermittelst einer Maschine. Hierauf
wurden die Löffel wieder an den Fabrikanten (Verleger) abgeliefert,
und von diesen an den Zinner gegeben. Vor der Verzinnung werden
die Löffel mit Salzsäure gebeizt und dann mit kaltem Wasser