Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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abgewaschen. Man unterscheidet deutsche und englische Politur; bei 
der ersteren erfolgt die Politur nach, bei der letzteren vor dem Ver— 
zinnen. Hierauf werden die Löffel in halbe Dutzende gebunden und 
in Fässer gepackt, welche man in Beierfeld und Bockau fertigt. Man 
veranschlagte 1868 die wöchentliche Fabrikation auf 10 000 Dutzend. 
Die Preise schwanken zwischen 40 und 120 Mark für hundert Dutzend 
Speiselöffel, 15 und 36 Mark für hundert Dutzend Kaffeelöffel und 
2 und 6 Mark für das Dutzend Vorlegelöffel. Man hat auch schon 
frühzeitig versucht, die Löffel aus Schwarzblech zu schneiden und kalt 
auszutiefen; diese Art hatte jedoch zu wenig Dauerhaftigkeit, weil 
die Stiele zu schwach waren. 
Die Fabrikation von aus Schwarzblech gestanzten Löffeln, welche 
schon 1869 begann, gewann bei dem hohen Bedarf, welchen der 
Krieg mit sich brachte, bedeutend an Ausdehnung und trat besonders 
seit 1875 ganz in den Vordergrund. Die Maschinenfabrikation wurde 
zuerst in Beierfeld, später in Lauter (wo die Gebrüder Gnüchtel & Sohn 
1872 drei Löffelstanzen aufstellten), zuletzt in Bernsbach eingeführt. 
Die Löffel werden aus Siegener und Steiermärker Bessemerblech in 
zwei getrennten Operationen geteuft und gestanzt. Diese Löffel sind 
natürlich schöner und gleichmäßiger, wie die aus freier Hand ge- 
fertigten, auch die Zwickauer und Grünhainer Löffelfabrik verwenden 
Maschinen. Der Preis stellte 1872 für hundert Dutzend Eßlöffel 
auf 105 bis 120 Mark, für hundert Dutzend Kaffeelöffel auf 
60 bis 75 Mark. 
Die Anfertigung von Gegenständen aus Schwarz= und Weiß- 
blech hat sich in ähnlicher Weise entwickelt, wie die Bilechlöffel- 
fabrikation, und geht mit ihr Hand in Hand. Wie der Hausirer 
beide Artikel gleichzeitig führte, so stammen beide auch ziemlich aus 
denselben Orten. 
Man unterscheidet Schwarzblechklempner in Lauter, Beierfeld, 
Raschau, Johanngeorgenstadt und Bockau, und Weißblechklempner in 
Lauter, Beierfeld, Neuwelt, Bernsbach, Eibenstock. In Schönheide 
werden nur noch wenige ordinäre Schwarzblechartikel (Ofenrohre, 
Kuchenbleche, Stürzen u. dergl.) gemacht. 
Das Rohmaterial zu den gefertigten Gegenständen sind böhmische 
und rheinische Weißbleche, sowie westphälische Schwarzbleche und 
Schwarzbleche von Erlahammer. Einzelne Gegenstände, wie z. B. 
Barbierbecken, Fidibusbecher, Cylinderlaternen, Leuchterschalen, 
Schlüsselhaken, Theesiebe, Uhrgewichte 2c. werden aus Messingblech; 
Waschkübel und Wannen aus Zinkblech hergestellt. — Eine besondere 
Gattung von Schwarzblechwaaren bilden die Saxoniageschirre, welche
	        
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