Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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mit 15 Hohöfen, 1836 noch achtzehn, später nur zwölf, von denen 
jedoch der größte Theil den Hohofenbetrieb eingestellt hatte. 
Das eigenthümliche, kleine, aber sehr alte Hammerwerk in 
Wildenau, der sogenannte Schaufelhammer, auf welchem mit zwei 
Maschinenhämmern von 3 bis 4 Arbeitern aus altem Eisen u. s. w. 
wöchentlich im Durchschnitt 3 Schock sogenannte Landschaufeln ver- 
fertigt und im Hausirhandel vertrieben wurden, erhielt sich bis Mitte 
1871, wo es seinen Betrieb vollständig einstellte. 
Die kleinen Hammerwerke konnten überhaupt die Concurrenz der 
großen neuen Anlagen nicht aushalten, besonders seitdem die Stein- 
kohle, deren Transport für sie zu theuer wurde, in den Hohofenbe- 
trieb eingeführt war. So ging denn ein Hohofen und Hammerwerk 
nach dem anderen ein; die Mehrzahl mußte ihren Betrieb ändern 
und andere Industriezweige annnehmen. 
Im Jahre 1886 bestanden noch 2 Hohofen, 5 Stabeisenhämmer, 
1 Schweißofen, 5 Gießereibetriebe, 1 Schwarzblechhammer, 1 Blech- 
nagelfabrik, 2 Fabriken von gestählten und ungestählten Zeugwaaren. 
Die Weißblechfabrikation hatte seit 1862 vollständig aufgehört. Die 
Roheisenerzeugung war auffallend zurückgegangen, trotzdem der Bezirk 
so reich an Eisenerzen ist, daß dieselben auf Jahrhunderte hinaus den 
Bedarf gedeckt hätten. 
Die vier mit Hohofenbetrieb verbundenen Eisenhüttenwerke Mor- 
genröthe mit Rautenkranz, Schönheider Hammer, Erlahammer und 
Pfeilhammer behaupteten Anfang der 70er Jahre noch ihren Hoh- 
ofenbetrieb mit Holzkohlenfeuerung; aber die Production derselben war 
bedeutend gesunken, ja ihr Betrieb wurde von den Besitzern als eine 
Last empfunden, von welcher sie sich noch nicht hatten befreien können. 
Die Hohöfen waren 1871 nur 3, 5, 7 und 8 Monate im Betriebe; 
1872 nur Pfeilhammer und Schönheider Hammer; 1873 und 1874 
nur Erlahammer und Morgenröthe; 1875 nur Morgenröthe. Nach 
einjährigem Stillstand setzten 1877 zwar Erlahammer und Morgen- 
röthe ihre Hohöfen wieder in Brand, aber nur auf Wochen; endlich 
ließ 1879 Erlahammer auch seinen wiederholt in Gang gesetzten Hoh- 
ofen kalt werden. 
Dagegen stellten diese Werke aus Cupol= und Flammenöfen ver- 
schiedene Gußwaaren her: Morgenröthe Glockenschaalen zu Signal- 
apparaten und Schlagwerken mit einer bis dahin noch nicht erreichten 
Ausdauer und Reinheit des Tones; Erlahammer und Schönheide 
emaillirte Gußwaaren (Kochgeschirre, Krippen u. s. w); Schönheide 
(leit 1866) Eisen= und Stahlfaconguß; Erlahammer Achsen und Zeug- 
eisen; Erlahammer, Rautenkranz und Wildenthal Stabeisen und Zeug- 
waaren; Erlahammer und Rautenkranz Schwarzbleche (gegen 2000 
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