Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Centner); Wildenthal Blechnägel. Wildenthal ging nach den Bränden 
von 1870 und 1873 ganz ein. Neidhardtsthal war kurze Zeit 
Maschinenfabrik. 
Aber die Eisenindustrie des sächsischen Erzgebirges erlitt 1873 
einen starken Rückschlag, von welchem sie sich erst Anfang der 
80er Jahre wieder erholen konnte. Von den Hammerwerken hatte 
Erlahammer nur noch 4, Schönheide und Morgenröthe nur 2, Pfeil- 
hammer und Unter-Blauenthal nur je 1 Copulofen im Gange, und 
sehr langsam wendete sich der Kampf mit ungünstigen Handels= und 
Zollverhältnissen zum Besseren, besonders seitdem sich die Qualität 
des inländischen Eisens steigender Anerkennung versichert hatte. Die 
Werke gingen zum Gusse von Maschinen= und Kleineisentheilen über. 
Morgenröthe und Schönheide liefern im Jahre über 400 000 Centner 
Maschinentheile, 5000 Centner Hartgußwaaren, 35000 Centner ge- 
temperte Gußwaaren, 260 000 Centner sonstige Gußwaaren (Oefen, 
Theile von Nähmaschinen, Velocipeden u. s. w.). Dieselben verschmelzen 
ungefähr 100 000 Centner Roheisen und 200 000 Centner altes Guß-, 
Bruch= und Wascheisen. Schönheide ist schon seit langen Jahren durch 
die Feinheit seines Gusses bekannt. Die Fabrikation von schmied- 
barem Eisen= und Stahlfacon-, sowie schweißbarem Gusse, welche seit 
etwa 20 Jahren auf dem Hammerwerk Schönheide heimisch ist, hat 
in dem letzten Jahrzehnt schwere Kämpfe durchzumachen gehabt. An 
Gußstahl und schmiedbarem Eisenguß fabricirt Schönheide über 6000 
Centner, an emaillirten Geschirren über 1200 Centner. 
In Schönheide hatte sich um 1700 die Schwarz= und Weiß- 
blechfabrikation, und im Zusammenhange hiermit in Eibenstock und 
Dorf Schönheide die Röhrenschieberei und Klempnerei bedeutend ent- 
wickelt. Nach dem siebenjährigen Kriege wurde der Hohofenbetrieb 
vergrößert und vervollkommnet, die Schwarzblechfabrikation, sowie die 
Stab= und Zain-Eisenfrischerei erweitert und die Anfänge gemacht, 
das Roheisen durch Heerdguß zu gewinnen. Die Napoleonischen 
Kriege brachten das Hammerwerk jedoch ganz herunter; 1827 war 
es Ruine. C. Edler von Querfurt, der neue Besitzer, widmete der 
Wiederherstellung des Werkes alle Kräfte, so daß es nach einem 
Jahrzehnt wieder vollständig leistungsfähig war. Das Anfang der 
60er Jahre errichtete Puddlings-Walzwerk wurde 1863 aufgegeben, 
dagegen Mitte der 70er Jahre ein Eisen= Emaillirwerk errichtet, 
sowie nach jahrelangen Versuchen und Anstrengungen die schwierige 
Fabrikation des schmiedbaren und schweißbaren Eisengusses und des. 
Stahlfacongusses eingeführt. Mit diesem trat Schönheide in Sachsen, 
vielleicht wohl in ganz Deutschland zuerst auf. 
Das Eisenhüttenwerk Schönheide beschäftigt gegenwärtig gegen
	        
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